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von Cristin Liekfeldt

Vom Leben einer Dame, die immer die Erste war

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Vom Leben einer Dame, die immer die Erste war

1867 wird in Warschau ein zartes, kleines Mädchen geboren. Der Novembertag ist kalt und regnerisch, und Bronisława und Władysław Skłodowski beugen sich über das fünfte ihrer Kinder. Eine Petroleumlampe leuchtet hell in das kleine Gesicht. 

Dieses Mädchen würde einmal Geschichte schreiben.

Maria Skłodowski wuchs in einer Zeit heran, die von Aufständen, Unterdrückung und Reformen geprägt war. Polen war im 18. Jahrhundert den Machtinteressen von den anliegenden Großmächten unterworfen und zerteilt worden. Polen verschwand von der Landkarte und blieb auch bis 1918 als souveräner Staat verschwunden. Doch Polens Untergrund lebte. Bauern, Bürger und Intellektuelle organisierten Aufstände, die jedoch stets blutig niedergeschlagen wurden.

Marias Eltern gehören dem polnischen Niederadel an, sie sind beide Lehrer und zählen zur polnischen Intelligenzija. Doch nachdem Bronisława ein Jahr nach Marias Geburt an Tuberkulose erkrankte, hat die Familie mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Maria ist ambitioniert und intelligent, und obwohl ihre Mutter noch während ihrer Schulzeit stirbt, besteht sie ihr Abitur schließlich mit 15 Jahren als Klassenbeste.

Frauen dürfen in Polen jedoch nicht studieren und ein Auslandsstudium ist aufgrund der finanziellen Situation der Familie völlig ausgeschlossen. Also schließt sie mit ihrer älteren Schwester Bronia einen Pakt: Maria arbeitet als Gouvernante und Hauslehrerin und bezahlt von dem Lohn das Medizinstudium ihrer Schwester. Maria nutzt die Zeit, um sich mit verschiedenen Wissenschaften auseinanderzusetzen. Jeden Abend sitzt sie in ihrem Mädchenzimmer und liest bis sie über den Büchern einschläft. Schließlich fällt ihr Augenmerk auf die Physik. 1891 revanchiert sich Bronia nach sechs Jahren schließlich und Maria zieht zu ihr nach Paris.

Mit 23 Jahren schreibt sie sich als eine von 23 Frauen an der naturwissenschaftlichen Fakultät der Pariser Sorbonne-Universität ein. Hier soll eine außergewöhnliche Karriere folgen. Maria ist in beinahe jedem Fach die Beste. Sie ist fleißig und bestrebt. Nur drei Jahre später erwirbt sie das Lizenziat für Mathematik, erwirbt außerdem wenig später die Agrégation, den Abschluss, der sie dazu berechtigt, an einer höheren Mädchenschule zu lehren. Dies ermöglicht ihr ein eigenes Einkommen. Sie muss unabhängig sein, um ihre Forschung zu bezahlen.

Das Leben der Forschung verschrieben

1894: Maria, die inzwischen immer öfter den Namen Marie verwendet, erhält von der Gesellschaft zur Förderung der Nationalindustrie ihren ersten Forschungsauftrag: Sie soll die magnetischen Eigenschaften verschiedener Stahlsorten untersuchen. Das Laboratorium, in dem sie die Untersuchungen durchführt, wird von Pierre Curie geleitet. Es vergeht ein Jahr, in dem aus den beiden Laborpartnern ein Liebespaar wird. In dem Jahr, in dem sie Pierre schließlich heiratet, wird die Röntgenstrahlung durch Wilhelm Röntgen entdeckt. Kurz darauf entdeckt Antoine Henry Becquerel die Becquerel-Strahlung. Beide werden zum Gegenstand von Marie Curies Forschung.

Sie extrahierte Uran aus Pechblende, stellte aber fest, dass das entnommene Uran weniger strahlte als die übrige Pechblende.

Es musste also ein bisher unbekanntes chemisches Element geben, das die hohe Strahlungsaktivität erklärte. In mühsamer Arbeit extrahieren Marie und Pierre schließlich ein neues chemisches Element und nennen es Polonium – nach Maries Heimatland. Doch nach weiteren Tests und Messungen steht schnell fest, dass es noch ein Element geben muss, das ebenfalls bisher unbekannt ist.


Umgeben von radioaktivem Material hinterlässt die Forschung an Marie Curie 1898 das erste Mal ihre Spuren. An ihren Fingerspitzen stellt sie eine Entzündung fest, die sie dokumentiert und die später als die ersten Symptome der Strahlenkrankheit gelten sollen. Die schlanke, zierliche Frau arbeitet jeden Tag daran, das verbleibende, unbekannte Element zu finden. Schließlich entdeckt sie es: Radium. 

Es strahlt etwa 900 Mal so stark wie Uran.

Die Entdeckung des Radiums verlagert den Forschungsschwerpunkt des Ehepaars Curie auf die Untersuchung der Radioaktivität. Pierre Curie untersucht die physikalischen Eigenschaften der Radioaktivität, Marie isoliert das Material mittels eines chemischen Verfahrens aus Pechblende. Die Forschung finanzieren sie aus Preisgeldern und durch Unterstützung der Akademie der Wissenschaften. Sie darf außerdem einen klapprigen Schuppen für ihre Experimente nutzen, der vormals Medizinern als Sezierraum diente. Hier richtet sie sich ein.

1902 kann Marie Curie ein Dezigramm Radiumchlorid gewinnen und so die Atommasse des Radiums bestimmen. Sie wird als erste Frau als Lehrerin für Physik an die ENSJF – École normale supérieure de jeunes filles berufen – Frankreichs renommierteste Lehranstalt für zukünftige Lehrerinnen.


Der erste Mensch mit zwei Nobelpreisen in zwei Kategorien

Doch die Curies haben den Höhepunkt ihrer Forscherkarriere noch nicht erreicht. Während das radioaktive Material zunehmend seinen Tribut an der Gesundheit des Ehepaares fordert, verleiht ihnen die Royal Society die Davy-Medaille für die wichtigste chemische Entdeckung des Jahres 1903. Wenige Wochen später trifft ein Brief der Schwedischen Akademie der Wissenschaften ein: Gemeinsam mit Henri Becquerel erhalten die Curies für die Entdeckung der Strahlenphänomene den Nobelpreis für Physik.

Mit dem Nobelpreis, der Geburt ihrer zweiten Tochter Evè und der neuen Professur Pierres an der Sorbonne erleben die beiden zwei glückliche Jahre. Im Frühjahr 1906 folgt dann aus heiterem Himmel der Unfall: Pierre gerät unter die Räder eines Lastfuhrwerks und stirbt noch auf der Straße. Marie verliert ihren Lebenspartner, ihren Mitstreiter und geliebten Partner. 

Der Tod Pierres stürzt sie in tiefe Depressionen.

Doch die Vorlesungen, die Pierre an der Sorbonne hätte geben sollen, müssen ersetzt werden. Weil die Kommission der naturwissenschaftlichen Fakultät zu dem Ergebnis kommt, dass Marie die geeignetste Kandidatin dafür ist, schlägt sie vor, Marie die Kursverantwortung und die Leitung des Laboratoriums zu übertragen. Pierres Lehrstuhl jedoch bleibt unbesetzt – schließlich hatte es hier noch nie eine weibliche Professorin gegeben und man beabsichtigte nicht, dies zu ändern.

Im November 1906, ein knappes halbes Jahr nach dem Tod ihres Mannes, hält Marie ihre erste Vorlesung. Die erste Vorlesung an der Sorbonne, die jemals von einer Frau gehalten wurde. Zwei Jahre später wird ihr auch die Professur verliehen.

1911 beschließt die Schwedische Akademie der Wissenschaften, Marie Curie den Nobelpreis für Chemie für die Entdeckung des Poloniums und des Radiums zu verleihen. Sie ist die erste Person, die zwei Nobelpreise in zwei Kategorien erhält.


Den Konventionen zum Trotz: Einsatz im ersten Weltkrieg

Nicht nur musste die Welt anerkennen, dass sie sich – obwohl sie eine Frau war – so sehr qualifiziert hatte, dass man sie gewähren lassen musste; sie kämpfte ihr ganzes Leben für ihre Forschung, ohne dabei das Frau-Sein zur Debatte zu machen. 

Marie Curies Leben gehörte der Forschung, es zählten Ergebnisse, nicht Konventionen.

Als der erste Weltkrieg in Europa ausbricht, hat Marie sich mit dem Gebiet der Radiologie vertraut gemacht. Sie erlernt den Umgang mit der Strahlenbehandlung und gibt diese Fähigkeit an andere weiter. Während in den Krankenhäusern wenig Strom und noch weniger Personal zur Verfügung steht, sterben an der Front Abertausende Franzosen. Also entwickelt Marie Curie eine fahrbare Röntgeneinrichtung, mit denen sie in unmittelbarer Nähe zur Front Soldaten behandeln kann.

Das Militär ignoriert zunächst den Antrag der Frau, ihren Röntgenwagen einsetzen zu können. Doch Marie gerät an einen Bekannten, der den Antrag schließlich weiterleitet. Marie stattet 20 solcher Wagen aus und arbeitet 30 Kilometer hinter der Front. Schließlich macht sie selbst den Führerschein, um die Wagen fahren zu können.

Zeitgleich wurde in Paris das Radium-Institut erbaut. Marie übernimmt die Leitung des Instituts, das im Laufe der Jahre bedeutende Forscher und Forscherinnen hervorbringt. Sie wird zunehmend blasser, verliert Gewicht und sieht fortwährend müde aus.


Im Juli 1934 stirbt Marie Curie mit 67 Jahren an Blutarmut – eine Folge ihrer jahrelangen Forschungen an radioaktivem Material. Dass auch ihre Tochter Irène Joliot-Curie den Nobelpreis für Chemie erhält, erlebt sie nicht mehr.

Während ihres Lebens hat ihr die französische Akademie der Wissenschaften stets die Mitgliedschaft verweigert. Nach der außerehelichen Beziehung zu Paul Langevin, einem weiteren bekannten Physiker, lange nach dem Tod ihres Mannes verschwand die französische Begeisterung für die Forscherin außerdem. Marie war jetzt vor allem die Emanze, die intellektuelle Fremde.

Obwohl Wissenschaftler der ganzen Welt, darunter Albert Einstein, Jean-Baptiste Perrin und Èmile Borel sie verteidigten, klebte der „Skandal“ für den Rest ihres Lebens an Marie Curie.


Dennoch konnte diese Frau Zeit ihres Lebens niemand aufhalten. 


 

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