Einige Privatinvestoren achten bei ihren Anlageentscheidungen immer stärker darauf, dass Unternehmen nicht nur wirtschaftlich arbeiten, sondern auch ökologische und soziale Standards einhalten. Sie wollen nicht in Konzerne investieren, die ihr Geld mit Waffenhandel, Tabak, Alkohol oder fossilen Brennstoffen verdienen. Aber auch Unternehmen, die unter unwürdigen Arbeitsbedingungen produzieren oder Umweltverschmutzungen in Kauf nehmen, stehen zunehmend in der Kritik dieser Anleger.
Dass die Zahl nachhaltig-orientierter Investoren steigt, wie aktuelle Statistiken des Fachverbands „Forum Nachhaltige Geldanlagen e.V. (FNG)“ zeigen. Demnach ist das private Vermögen in nachhaltigen Geldanlagen seit 2010 jedes Jahr um rund 22 Prozent gestiegen. Während Privatanleger in Deutschland, Österreich und der Schweiz im Jahr 2010 noch etwa 3,5 Milliarden Euro in nachhaltige Geldanlagen investiert hatten, waren es 2015 schon 9,3 Milliarden Euro.
Neben der Wirtschaftlichkeit können also auch gesellschaftliche Auswirkungen eine Rolle bei der Anlagestrategie spielen. Wie wirtschaftlich ein Unternehmen arbeitet, erkennt man an der finanziellen Rendite. Eine Möglichkeit, die gesellschaftlichen Auswirkungen unternehmerischen Handelns zu messen, ist die sogenannte Sozialrendite (English: Social Return on Investment, kurz: SROI). Das Konzept der Sozialrendite wurde 2002 von der gemeinnützigen William and Flora Hewlett Foundation entwickelt und soll die Effekte gemeinwohlorientierter Projekte messbar und finanziell bewertbar machen.
Durch die Sozialrendite werden klassische finanzielle Bewertungsmethoden wie Return on Investment (ROI) um eine sozialökonomische Komponente erweitert. Der SROI-Ansatz ist nicht nur für Nicht-Profit-orientierte Organisationen gedacht, sondern lässt sich auch auf Profit-orientierte Unternehmen übertragen, etwa im Bereich von gemeinnützigen Initiativen von Konzernen (Englisch: Corporate Social Responsibility, kurz: CSR).
Für Anleger, denen die sozialen und ökologischen Folgen eines Investments wichtig sind, gibt es eine ganze Palette unterschiedlicher Angebote auf dem Finanzmarkt. Diese reichen von nachhaltigen Banken über grüne Anleihen bis hin zu Venture Capital Fonds mit einem Fokus auf soziales Unternehmertum. Wir stellen Ihnen einige dieser Angebote vor.
Wer als Sparer mitentscheiden möchte, was mit seinen Spareinlagen geschieht, kann sich nach einer Bank umsehen, die besonders ökologisch oder ethisch handelt. In Deutschland gibt es dafür beispielsweise die GLS Gemeinschaftsbank oder die Triodos Bank. Die GLS ist eine genossenschaftliche Bank mit Hauptsitz in Bochum. Sie wurde 1974 gegründet und ist damit die erste Bank in Deutschland, die nach sozial-ökologischen Standards arbeitet. Sie ist zudem Gründungsmitglied der 2009 entstandenen „Global Alliance for Banking on Values“, einem Zusammenschluss aus 28 Banken, die soziale, ökologische und kulturelle Projekte im Sinne der Nachhaltigkeit fördern wollen.
Die GLS Bank unterstützt Unternehmen und Projekte aus den Bereichen regenerative Energien, soziale Einrichtungen (Kindergärten, Behinderteneinrichtungen, Wohnen im Alter), ökologische Landwirtschaft und nachhaltiges Bauen. Außerdem betreibt die GLS eine eigene Crowdinvesting-Plattform zur Förderung umweltfreundlicher Projekte. Darüber hinaus verfügt die Bank über Ausschlusskriterien für Finanzierungen. So sind Unternehmen und Projekte aus den Bereichen Alkohol, Tabak, Rüstung, Tierversuche, Atomenergie, Embryonalforschung, Gentechnik und Kinderarbeit ein absolutes Tabu für eine Finanzierung.
Ebenfalls zu den Gründungsmitgliedern der „Global Alliance for Banking on Values“ zählt die niederländische Triodos Bank. Die 1980 gegründete Bank mit Sitz in Zeist und Niederlassungen in Deutschland, Spanien, Großbritannien, Belgien und Frankreich nutzt die Einlagen ihrer Kunden ausschließlich zur Förderung von Projekten mit sozialem, ökologischem oder kulturellem Mehrwert. Neben klassischen Bankdienstleistungen bietet das Geldinstitut auch Fondsmanagement, Depotgeschäft, Beteiligungskapital, Unternehmensfinanzierung und Private Banking an.
Grüne Anleihen, sogenannte „Green Bonds“, sind festverzinsliche Wertpapiere mit eine mehrjährigen Laufzeit. Mit Hilfe dieser Anleihen sollen ökologisch sinnvolle Projekte finanziert und der Klimaschutz gefördert werden. Seit 2007 ist das jährliche Volumen von Green Bonds auf knapp 200 Milliarden Euro gestiegen, wie aus einem Bericht der Wirtschaftswoche hervorgeht. Damit lag das Volumen grüner Anleihen 2017 knapp doppelt so hoch wie im Vorjahr. Zu den häufigsten Projekten, die mit Green Bonds finanziert werden, zählen Projekte zur Stromerzeugung aus regenerativen Energien, umweltfreundliche Transportsysteme sowie Energieeffizienz von Unternehmen.
Die Europäische Entwicklungsbank (EIB) hat diese Form der Anleihe zum ersten Mal im Jahr 2007 aufgelegt, um damit ein Solarkraftwerk in Andalusien zu finanzieren. Auch die deutsche Förderbank KfW hat schon zehn Green Bonds aufgelegt, um Photovoltaik- und Windanlagen zu finanzieren. Privatanleger können ab 1.000 Euro in diese Bonds investieren, erwirtschaften damit aber zurzeit eine leicht negative Rendite (-0,5 Prozent). Auch Privatunternehmen wie der Stromversorger Tennet legen mittlerweile Green Bonds auf. Die sechsjährige Anleihe wirft derzeit etwa 0,3 Prozent Rendite ab.
Green Bonds sind an verschiedenen Börsen handelbar. Das bringt für Anleger auch das Risiko eines schwankenden Kurses mit sich. Wenn das Projekt keinen Erfolg hat, kann die Anleihe schnell an Wert verlieren und der Anleger im schlimmsten Fall sein Kapital verlieren. Eine Orientierungshilfe über den Gesamtmarkt erhalten Anleger mithilfe spezieller Indices, die nur Green Bonds beinhalten, etwa der „Bloomberg Barclays MSCI Global Green Bond Index“ oder auch der „Solactive Green Bond EUR USD IG Index“.
Die Stiftung Warentest warnt deshalb auch vor Konzernen, die sich mit Green Bonds ein grünes Image geben wollen. So seien etwa im „Solactive Green Bond EUR USD IG Index“ auffällig viele Anleihen von Konzernen mit zweifelhaftem Ruf in Bezug auf Umweltverschmutzung. „So ist zum Beispiel die französische Elektrizitätsgesellschaft Électricité de France aufgeführt – obwohl das Unternehmen überwiegend auf Atomkraftwerke setzt. Auch die Agricultural Bank of China wird gelistet. Das Kreditinstitut gilt als eines der größten Kohlefinanzierer weltweit.“
Zwar sind Green Bonds mit hohen Anforderungen verbunden, die Einstufung, ob eine Anleihe „grün“ ist, erfolgt aber durch die Emittenten selbst. Anleger sollten daher eine zweite Meinung von Experten (Englisch: Second Party Opinions, kurz: SPO) einholen und überprüfen, ob es sich tatsächlich um eine Anleihe zur Förderung umweltfreundlicher Projekte handelt. SPOs wie die „Climate Bonds Initiative (CBI)“ veröffentlichen dazu Einschätzungen von Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, Umweltinstituten oder auch Ratingagenturen für Nachhaltigkeit und achten insbesondere auf die Mittelverwendung.
Dass sich nachhaltige Investitionen an der Börse auch für Anleger bezahlt machen können, zeigte kürzlich eine Harvard-Studie. Die Untersuchung mit dem Titel „Corporate Sustainability: First Evidence on Materiality” vom März 2015 untersuchte mehr als 2.300 Unternehmen – nachhaltige und nicht-nachhaltige – über einen Zeitraum von 20 Jahren in Bezug auf ihre Performance an der Börse. Das Ergebnis: Unternehmen mit einem Fokus auf nachhaltiges Wirtschaften übertreffen solche, die diese Themen vernachlässigen, signifikant. Die Outperformance der besten Firmen betrug dabei jährlich 4,05 Prozent im Vergleich zu allen anderen Unternehmen. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass Investments in Nachhaltigkeit auch den Aktionärswert fördern.
Eine gute Möglichkeit, um an der Börse in nachhaltige Unternehmen zu investieren, bieten sogenannte Exchange Traded Funds (ETFs). Mit ETFs können Anleger kostengünstig und transparent in den wachsenden Markt für nachhaltige Geldanlagen investieren. Seit März 2017 gibt es den ersten börsengehandelten Indexfonds, der den Kursverlauf des Index „Solactive Liquid Green Bond Index IG“ nachbildet. Aufgelegt wurde dieser ETF vom französischen Anbieter Lyxor und er konzentriert sich auf die größten Green Bonds mit einem Volumen von mindestens 300 Millionen Dollar.
Ein weiterer „grüner“ ETF mit Fokus auf nachhaltiges Wirtschaften bildet den Index „Dow Jones Sustainability World“ nach. Dieser Index enthält nur Unternehmen, die in wirtschaftlicher, ökologischer und sozialer Hinsicht vorbildlich agieren. Die europäische Variante dieses Index ist der „Dow Jones Sustainability Eurozone“. Auch hierfür gibt ETFs, die den Index-Verlauf nachbilden. Wer dagegen von der Entwicklung umweltfreundlicher Technologien profitieren möchte, der kann in ETFs auf den Index „S&P Global Clean Energy“ investieren. Dieser Index bildet die Wertentwicklung von 30 weltweiten Unternehmen ab, die sich mit regenerativen Energien beschäftigen.
Beim wirkungsorientierten Investieren (Englisch: Impact Investing oder Social Impact Investing) setzen private und institutionelle Anleger gezielt auf Unternehmen, die ein gesellschaftliches Problem lösen, sei es in sozialen oder ökologischen Fragen. Diese positiven gesellschaftlichen Effekte müssen messbar sein. Im Gegensatz zum Ansatz des nachhaltigen Investierens werden nicht nur Negativkriterien ausgesprochen – etwa keine Investments in Waffen, Drogen oder Kernenergie – sondern auch Positivkriterien formuliert.
„Nachhaltiges Investieren ist eher eine Vermeidungsstrategie. Beim Impact Investing handelt man aktiv und unterstützt Dinge“, zitiert die Frankfurter Allgemeine Johannes Weber, Gründer der VC-Gesellschaft Ananda Ventures. Das Geschäftsmodell des Unternehmens muss trotz sozialem oder ökologischem Ansatz wirtschaftlich tragfähig sein. „Je mehr Umsatz, umso mehr soziale Wirkung und idealerweise mehr Gewinn“, so Weber weiter.
Impact Investing fristet in Deutschland leider noch ein Nischendasein, ist aber in den USA und Großbritannien längst etabliert. In ganz Deutschland, so schätzt die Frankfurter Allgemeine, fließen sozialen Unternehmen nur etwa 100 Millionen Euro zu. Im Vergleich dazu verwaltet allein die auf Impact Investing spezialisierte Fond-Gesellschaft Bridges aus Großbritannien rund 500 Millionen Pfund. Doch auch in Deutschland gibt es mittlerweile Fondgesellschaften, die sich auf Impact Investing spezialisiert haben.
Venture Capital Gesellschaften wie Ananda Ventures oder BonVenture investieren ausschließliche in Startups, die einen sozialen, die einen gesellschaftlichen, sozialen oder ökologischen Nutzen erfüllen. Neben Kapital stellen solche Fondsgesellschaften den sozialen Unternehmern in der Regel auch Expertise zur Verfügung, etwa in Form von Rechts-, Management- oder PR-Beratung. Die Boni der Fondsmanager von BonVenture hängen dabei unter anderem davon ab, dass neben den wirtschaftlichen Zielen des Fonds auch die sozialen Renditen erwirtschaftet wurden.
BonVenture hat bisher zwei Fonds aufgelegt, die am Ende den Kapitalerhalt geschafft haben, ohne jedoch eine finanzielle Rendite zu erwirtschaften. Dennoch ist das Interesse der Anleger groß. Der dritte Bonveture-Fonds konnte mehr als 23 Millionen Euro einsammeln und ist damit der größte seiner Art in Deutschland. Ananda Venture bereit ebenfalls einen dritten Fonds in Höhe von 30 Millionen Euro vor. Der Vorgängerfonds erzielte immerhin eine finanzielle Rendite von 6 Prozent.
Als Privatanleger muss man sich diese Art des Investments aber erstmal leisten können. Bei vielen VC-Gesellschaften mit Fokus auf Impact Investing liegen die Mindestinvestitionssummen bei 100.000 Euro, bei Ananda Ventures sogar bei 500.000 Euro. Damit ist diese Form des Investments sehr wohlhabenden Personen und Familien vorbehalten.
In Deutschland herrscht die Ansicht vor, dass es alleinige Aufgabe des Staates und gemeinnütziger Wohlfahrtsverbände sei, sich um soziale Probleme zu kümmern. Diese Ansicht ändert sich nur langsam durch das aus den USA und Großbritannien kommende Konzept des sozialen Unternehmers (Englisch: Social Entrepreneur). Der soziale Unternehmer löst ein gesellschaftliches Problem, er tut dies jedoch nicht aus reinem Altruismus, sondern erzielt dabei eine Rendite. Allerdings rückt die wirtschaftliche Rendite in den Hintergrund, es geht in erster Linie um die Lösung des gesellschaftlichen Problems.
Der soziale Unternehmer baut dazu eine Firma auf, das sich nach einer Anfangsphase selbst tragen kann, also wirtschaftlich arbeiten muss. Im Gegensatz zu Wohlfahrtsverbänden ist er also nicht ausschließlich auf staatliche Subventionen oder Spenden angewiesen. In Deutschland gibt es dafür seit einiger Zeit unter anderem gemeinnützige Gesellschaftsformen wie die gemeinnützige GmbH (gGmbH) oder die gemeinnützige Aktiengesellschaft (gAG).
Companisto unterstützt diese Form des sozialen Unternehmertums über die Anlageklasse des Impact Loan. Dabei handelt es sich um ein festverzinsliches Darlehen mit einer Laufzeit von sechs Jahren und halbjährlicher Zinsausschüttung. Das Impact Loan soll soziale Unternehmer wie Dirk Müller-Remus und seine Firma Diversicon unterstützen. Der Gründer und Unternehmer widmet sich der Vermittlung von Autisten in den ersten Arbeitsmarkt.
Dass Investoren bei ihren Anlageentscheidungen vermehrt darauf achten, was mit ihrem Geld passiert, hat sich auch in der Finanzbranche herumgesprochen. Die Zahl der Finanzprodukte, die sich selbst als „nachhaltig“, „grün“ oder „sustainable“ anpreisen, steigt stetig. Doch nicht überall, wo das Label „Nachhaltigkeit“ drauf steht, stimmt die Angabe auch.
Dieses sogenannte „Green Washing“ ist weit verbreitet. Wie können Anleger sicher gehen, dass sie keinem Etikettenschwindel aufsitzen? Es lohnt sich, die genauer über die Hintergründe eines Finanzprodukts zu informieren. Hierfür bieten sich unabhängige Finanzinformationsdienste wie Morningstar oder Verbraucherschutzportale wie die Stiftung Warentest an, welche die Produkte genauer unter die Lupe nehmen.
Ein weiteres Problem für manche nachhaltige Geldanlagen ist die mangelnde Wirtschaftlichkeit. Bei allen ehrenwerten Zielen müssen nachhaltige Fonds, ethisch handelnde Banken und soziale Unternehmen auch in der Lage sein, sich selbst zu tragen. Für ethisch handelnde Banken besteht die Herausforderung im Niedrigzinsumfeld, für nachhaltige Fonds in den Mindestrenditezielen und für soziale Unternehmen sowie regenerative Energieprojekte in der Wirtschaftlichkeit. Auch eine zu starke Abhängigkeit von Subventionen und anderen staatlichen Zuschüssen kann am Ende zu bösen Überraschungen führen.
Ein Risiko, das vor allem mit Green Bonds einhergeht, ist das sogenannte Emittentenrisiko. Im Finanzbereich wird damit das Risiko bezeichnet, dass der Herausgeber eines Wertpapiers (Emittent) nicht länger in der Lage ist, seine Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen. Für den Fall, dass beispielsweise ein finanziertes Energieprojekt an mangelnder Wirtschaftlichkeit scheitert, können die Investoren ihre Ansprüche nur beim Emittenten der Anleihe geltend machen, nicht aber beim Projektentwickler. Direkten Zugriff auf die finanzierten Projekte oder deren Erträge haben Käufer üblicherweise nicht.
Welche Rolle spielt die soziale Rendite für Sie? Haben Sie vielleicht selbst schon Erfahrungen mit nachhaltigen Investments gemacht?
Status as of 04.08.2017 16:24
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