Venture Debt ist eine spezielle Form der Fremdfinanzierung, die vor allem von schnell wachsenden Startups in Anspruch genommen wird. Sie ergänzt das klassische Venture Capital und bietet Unternehmen Kapital, ohne dass diese Eigenkapital – also Unternehmensanteile – abgeben müssen.
Venture Debt (auch "Risikokapitaldarlehen" genannt) ist ein kurzfristiges bis mittelfristiges Darlehen, das an Startups vergeben wird, die in der Regel bereits eine Eigenkapitalfinanzierung durch Venture Capital erhalten haben. Es richtet sich vornehmlich an Unternehmen mit hohem Wachstumspotenzial, die keine Sicherheiten bieten können, wie es bei klassischen Bankkrediten erforderlich wäre.
Im Gegensatz zu traditionellen Krediten basiert die Vergabe von Venture Debt auf der Zukunftsaussicht des Unternehmens, dem Marktpotenzial sowie der Qualität des Management-Teams – nicht auf harten Sicherheiten oder stabilen Cashflows.
Kombination aus Darlehen und Eigenkapital-Komponente: Neben der reinen Zinszahlung erhalten Kreditgeber meist sogenannte Warrants, also Optionen auf Unternehmensanteile zu einem späteren Zeitpunkt.
Laufzeit und Zinssätze: Typischerweise 12 bis 36 Monate Laufzeit bei höheren Zinssätzen als bei traditionellen Bankdarlehen (meist 7–12 % p.a. plus Warrants).
Kapitalhöhe: Venture-Debt-Finanzierungen machen häufig 20–30 % der letzten Eigenkapitalrunde aus.
Verwendung: Oft genutzt zur Finanzierung von Betriebsmitteln, Produktentwicklung, Markteintritt oder Überbrückung bis zur nächsten Finanzierungsrunde.
Keine Verwässerung: Die Gründer behalten ihre Anteile, da kein Eigenkapital abgegeben wird.
Schnelle Verfügbarkeit: Der Finanzierungsprozess ist oft kürzer als bei Eigenkapitalrunden.
Ergänzung zum Venture Capital: Ermöglicht flexibleres Wachstum zwischen den Finanzierungsrunden.
Verlängerung der Runway: Startups können ihre finanzielle Reichweite verlängern und bessere Voraussetzungen für die nächste Runde schaffen.
Rückzahlungspflicht: Im Gegensatz zu Eigenkapital muss das Darlehen samt Zinsen zurückgezahlt werden – unabhängig vom Erfolg des Unternehmens.
Restriktive Vertragsbedingungen: Covenants (vertragliche Auflagen) können das unternehmerische Handeln einschränken.
Liquiditätsrisiko: Bei unzureichender Performance kann die Rückzahlung das Unternehmen in Schieflage bringen.
Venture Debt eignet sich besonders in folgenden Situationen:
Nach einer erfolgreichen Eigenkapitalrunde zur Überbrückung bis zur nächsten Runde.
Zur Finanzierung kurzfristiger Wachstumssprünge (z. B. Markteintritt, Skalierung).
Für Startups mit starkem Investorenkreis, hohem Umsatzpotenzial und klarer Exit-Strategie.
Zu den typischen Anbietern zählen spezialisierte Venture-Debt-Fonds, bankennahe Förderinstitutionen sowie einzelne Banken mit Fokus auf Technologieunternehmen. In Europa gehören etwa Silicon Valley Bank, Kreos Capital oder europäische Fonds wie Claret Capital Partners zu den führenden Playern.
Venture Debt ist ein wirksames Instrument für wachstumsstarke Startups, die ihre Entwicklung finanzieren möchten, ohne Anteile abzugeben. Es erfordert jedoch eine klare Finanzplanung und sollte nur dann genutzt werden, wenn das Unternehmen über ein realistisches Szenario zur Rückzahlung verfügt.