Manchmal kommt einem das Verständnis für Gründer auf Investorenseite etwas abhanden. Das liegt in der Natur der Sache: man steckt ja selbst nicht drin, war noch nie bei einem normalen Arbeitstag dabei und kann sich den Tagesablauf dieser Entrepreneure kaum vorstellen. Und letztendlich verfolgt man durch das Investment eigene Interessen. Das ist völlig legitim, nichtsdestotrotz möchte ich hier mal eine Lanze für Gründer brechen und mit liebgewonnenen Märchen aufräumen.
In letzter Zeit wurde häufiger darüber berichtet, dass „Gründer-Sein“ den „Unternehmensberater“ als Berufswunsch überholt hat. Alles, was man braucht, ist eine gute Idee und etwas Geld und dann verkauft man und ist reich. Klingt auch einfach besser als Unternehmensberater, der Jahre des Hocharbeitens bedarf. Das mag sein, dass einige sich das so vorstellen, ist aber nicht ganz so leicht wie gedacht. Zum Gründen bedarf es mehr, als einer guten Idee und Lust aufs Reichsein. Deshalb sieht ein normaler Gründer (meist) nicht
so aus: sondern so:
Selbstverständlich sollte man Menschen nicht nach dem Aussehen beurteilen. Trotzdem lohnt es sich, das Ganze mal zu visualisieren. Wenn Gründersein ein Lifestyle ist – dann steckt wohl eher weniger die 80-Stunden-Woche und eine ausgeprägte Passion für das Produkt dahinter.
Wo wir gerade von der 80-Stunden-Woche sprechen – gerade in den ersten Jahren steht das eigene Startup über allem – Privatleben, Familie, ein gutes Gehalt. Gehört man nicht zu denjenigen mit der gutsituierten Familie, muss an allen Ecken und Enden gespart werden. Mit dem Ergebnis, dass meist der Gründer selbst Aufgaben übernimmt, statt dafür Menschen einzustellen. Also werden jederzeit Kundenanfragen beantwortet, Produkte verpackt oder e-mails geschrieben.
Ohne Netzwerk funktioniert ein erfolgreicher Start allerdings nicht, deshalb gehört auch die Teilnahme an Events dazu. Nichtsdestotrotz muss aber auch das operative, alltägliche Geschäft gestemmt werden und das übernimmt im eigenen Unternehmen eben kein anderer.
Zweifel, Existenzfragen, Berge an Bürokratie-Aufgaben und die stetige Aufopferung für das Geschäft beschäftigen den Gründer oder die Gründerin weit mehr als der letzte Business Lunch. Und dann sieht er oder sie eben nicht mehr so aus: sondern so:
Einen herrlichen gute Tag, hier ist die Realität. So läuft das nicht. Wenige Startups schaffen es, innerhalb von drei Jahren so richtig groß zu werden und „zu skalieren“. Prominente Beispiele aus Deutschland, die es geschafft haben, waren Brands4Friends, Verivox, Scoreloop, LadenZeile.de, KaufDa, Alando (aus der Samwer-Schmiede), Amorelie und Quandoo. 2014 gab es in Deutschland laut dem KfW Gründungsmonitor 868.000 Neugründungen. Der Prozentsatz derer, die innerhalb von 3 Jahren verkauft werden konnten, ist also relativ gering. Nichtsdestotrotz sind alle auf der Suche nach dem „nächsten großen Ding“. Zu Recht – schließlich wollen wir im Endeffekt alle die Gründerszene nach vorne bringen und freuen uns über jedes heimische Startup, dass auf die Einhorn-Wiese kommt! Trotz allem muss in der Regel mehr als 3 Jahre Durchhaltevermögen gezeigt werden, VCs gehen beispielsweise von 5 – 7 Jahren aus. Deshalb sieht ein Gründer nach 3 Jahren immer noch so aus:
In diesem Sinne: Gründer sind auch bloß Menschen und ihr Tag hat die gleichen 24 Stunden wie deiner und meiner. Diejenigen, die es ernst meinen, stecken all ihr Herzblut in ihr Startup und arbeiten hart.
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