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von Cristin Liekfeldt

FinTechs - die besseren Banken?

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FinTechs - die besseren Banken?

FinTech ist längst kein unbekannter Begriff mehr. Aber was macht denn konkret den Unterschied zu traditionellen Banken aus? Was ist das "disruptive" daran? Die Initiative "Land der Ideen" hatte zum Panel eingeladen. Ein Einblick in die Materie und meine Notizen.

Ausgehend von einer Diskussion organisiert von der Initiative „Land der Ideen“ nehme ich heute mal das Thema FinTechs unter die Lupe. Teilnehmer der Diskussion waren folgende Herren (v.l.n.r.): Dr. Oliver Vins, Gründer von Vaamo, Dr. Dominik Steinkühler, Mit-Gründer und Managing Director Lendico, Steffen von Blumröder, Bereichsleiter Banking, Financial Services & FinTechs, Bitkom, Thomas Becher, Geschäftsführer von Fintura, Jürgen von der Lehr, Managing Director und Leiter von Maxblue, Deutsche Bank, Prof. Dr. Roman Beck, Professor der IT University of Copenhagen und Preisträger mit dem Projekt „Forschungsinstitut eFinance-Lab“. Wie immer sind Frauen hier etwas unterrepräsentiert. Aber ich mische mich dafür jetzt ja schriftlich mal mit ein.

Sind FinTechs überhaupt relevant für die europäische Wirtschaft?

Steffen von Blumröder weist zunächst auf die Aktivitäten des Londoner Bürgermeisters Boris Johnson hin. Dieser hat die Bedeutung der FinTechs für die britische Wirtschaft schon erkannt und ist aktiv hinter den europäischen Startups aus der Branche her, um sie nach London zu holen. Dort erwirtschafteten die jungen, digitalen Unternehmen der Finanztechnik im ersten Quartal 2015 immerhin 781 Millionen US-Dollar. 44 000 Menschen arbeiten nach Angaben der Süddeutschen Zeitung allein in London für FinTechs.

Die Deutschen tun sich dagegen schwer mit finanziellen, internetbasierten Dienstleistungen wie Überweisungen per sms. Jens Weidmann fragt im Namen aller Teilnehmer, ob FinTechs tatsächlich als "eine Art Butterfinger oder Regenschirm für Schuhe" betrachtet werden sollten, statt ernst genommen zu werden. Die Bedeutung derer scheint noch nicht so ganz angekommen zu sein, zumindest nicht bei den Banken selbst. Ein bisschen verschlafen kennen traditionelle Banker oft gerade einmal PayPal. Thomas Becher, ehemaliger Mitarbeiter der Deutschen Bank, bestätigt die schwerfällige Veränderungsdynamik der Konzerne. Man wartet erst einmal ab. Und wenn sich etwas durchsetzt, kann man es ja immer noch kaufen. Das dies allerdings problematisch werden dürfte, legte unlängst ein Artikel der Gründerszene dar. Square zum Beispiel ist mittlerweile 6 Milliarden US-Dollar wert, große Übernahmen durch deutsche Banken könnten daher schwierig werden, schreibt Christina Kyriasoglou. Zu den namhaften deutschen FinTechs gehören zum Beispiel Wirecard (Wert: 5,1 Mio €) aus München, Number26 (der Wert dürfte etwa bei 9 Mio € liegen), Vaamo, Lendico und vielleicht hat man auch schon etwas von savedo und CRX Markets gehört.

Was machen FinTechs anders als Banken?

Vor allem zeigen sie eine hohe Bereitschaft, Dinge auszuprobieren und fokussieren den Kundennutzen bzw. die Kundenperspektive. Sie setzen an speziellen Punkten an, die den Kunden stören und entwickeln dazu eigene, smarte Lösungen, sodass ein bestimmtes Produkt oder eine Dienstleistung aus Kundensicht ganz anders, schneller oder besser funktioniert. Und dann trauen sie sich, ihr Kunden zu duzen. Transparenz und Nähe zueinander ersetzen Papierberge mit fachchinesischem Beamtendeutsch und gegenseitigem Misstrauen. Und das trotz dessen, dass der Kunde seinen Kundenberater gar nicht persönlich trifft. Alles läuft über das Internet – Anmeldung, Schufa (manchmal sogar ganz ohne Schufa), Investitionen. Das ist natürlich viel schneller als der übliche Vorgang in einer Bank, die für einen Kredit drei bis vier Monate Bearbeitungszeit braucht. Empfohlen sei an dieser Stelle der Artikel im manager magazin, trotz des älteren Datums von Januar 2014.

Dann brauchen wir in Zukunft gar keine Banken mehr?

Das kann man so nicht vorhersagen. Momentan nutzen FinTechs die Banken als eine Art Backend, sie bedienen vor allem Nischen des Bankgeschäftes. Konsens der Diskussion ist vor allem, dass sowohl Banken als auch FinTechs ihre Vorteile haben. Beide sollten miteinander arbeiten. Dies kann einerseits bedeuten, die IT auszulagern oder hinsichtlich der kreativen Entwicklung direkt zu kooperieren. Als Banker wird man, so Becher, in einer 0-Fehler-Kultur ausgebildet, die Strukturen lassen keine Innovationen zu. Ganz anders bei den FinTechs, die ihrerseits aber die Kundendaten der Bank brauchen. Beide Seiten haben in Deutschland und Europa mit konservativen Regularien zu kämpfen. Oliver Vins kritisiert vor allem, dass man auf beiden Seiten nicht einfach die BaFin formlos anrufen und etwas durchdiskutieren kann, man hat keinen Ansprechpartner. Hier muss daran gearbeitet werden, einen vernünftigen, offenen Kommunikationskanal zu schaffen. Und zwar in Kooperation! Kernziel von Banken und FinTechs sollte auch in Zukunft sein, dem Kunden zu ermöglichen, die beste Entscheidung treffen zu können.

Bessere Überlebenschancen werden mit hoher Wahrscheinlichkeit diese Konzerne und Startups besitzen, die miteinander arbeiten, statt gegeneinander. Viele Journalisten sehen den entscheidenden Faktor des Finanzsektors zukünftig im Geschäftskundenbereich, den momentan noch zum großen Teil die traditionellen Banken bedienen. Nichtsdestrotrotz gibt es Startups, die digitale Alternativwege dabei gehen. Holzauge, sei wachsam. Die Deutsche Bank („Deutsche Bank Lab“) und die Commerzbank (der „Main Incubator“) haben gehandelt und eigene Labore und Sichtungszentren eingerichtet, andere ziehen nach. Vielleicht, so Die Zeit, kann statt einem Konkurrenzkampf um die blanke Existenz eine blühende Zusammenarbeit entstehen, die nicht nur den Kunden gefällt. Um Arne Storn zu zitieren:

„Vielleicht ist die Zukunft des Banking weniger von Existenzkampf geprägt als bisher gedacht. Vielleicht entsteht eine Welt, in der die Banker die Daten, die Kundenkontakte und das Geld mitbringen, die Nerds die kreativen Lösungen. Einfache, standardisierbare Prozesse werden durch smarte Technologien abgelöst und nach draußen gegeben, aber alles, was individuell oder komplex ist, bietet Potenzial.“

Eines ist mir am Ende des Diskurses unklar geblieben. Ich gebe die Aussage von Jens Weidmann einfach mal an euch weiter: Die Digitalisierung ist ein Problem, weil wir im Alltag low tech sind. Wie soll unser Banking dann high tech sein?


Foto: Deutschland - Land der Ideen, © Bernd Brundert


 

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