Bis 2030 soll die Rente auf 43% gekürzt werden. Zwar hat die Politik die nächsten Wahlen im Visier, dieses Thema gerade für sich erkannt, nichtsdestotrotz macht es immer weniger Sinn, sich auf eine staatlich gewährleistete Altersvorsorge zu verlassen. Selbst wenn es noch Rentenzahlungen gibt, wird Altersarmut in Zukunft eine größere Rolle spielen. Seit 2005 sind es 45% mehr Rentner, die an Altersarmut leiden. Ab 2030 soll jeder zweite Rentner betroffen sein. Nach Angaben der Welt erhält ein Angestellter, der 40 Jahre lang Beiträge für mindestens 2097 € brutto in die Rentenkasse einzahlt, zukünftig eine Rente auf Hartz-IV-Niveau.
Zeit, etwas zu tun. Riester ist raus und gescheitert, Bausparverträge lohnen sich nur dann, wenn man die eigene Immobilie als Altersvorsorge anstrebt. Da kann man schon mal die Lust verlieren, sich überhaupt mit dem Thema "private Altersvorsorge" zu beschäftigen.
Wenn man das Thema aber Schritt für Schritt angeht, wirkt es weder groß noch unübersichtlich.
Wichtige, erste Frage. Ein paar von uns machen sowieso schon Listen und Pläne, ich bin auf jeden Fall Fan davon. Warum? Das Organisatorische ist dann einfach aus meinem Kopf und ich kann mich dem Inhalt widmen. Mit einem Finanzplan können wichtige Vorüberlegungen abgehandelt werden und den Investor strukturiert anleiten. Ziele sind schließlich da, um erreicht zu werden!
Ein Finanzplan ist eine Art Roadmap und ermöglicht es Menschen, mit ihrem Einkommen zu leben, finanzielle Prioritäten herauszustellen, Geld so zuzuteilen, dass die Ausgaben gedeckt werden, Unsicherheiten und finanzielle Konflikte zu reduzieren, eine finanzielle Unabhängigkeit zu erreichen und letztendlich einen Weg zu finden, für die eigenen Ziele zu sparen und zu investieren.
Die Antwort auf diese Frage wirft viele weitere Fragen auf. Im ersten Schritt müssen nämlich einige Dinge beantwortet und Entscheidungen getroffen werden:
- Was sind meine kurz-, mittel- und langfristigen Ziele?
- Was für ein Einkommen habe ich, wenn alle Steuern und sonstigen Abzüge bereits abgegangen sind?
- Was sind meine derzeitigen Lebenshaltungskosten?
- Welche Änderungen der Lebenshaltungskosten erwarte ich?
- Wie viel kann ich realistisch jeden Monat für zukünftige Ziele sparen und investieren?
- Wie kann ich mich gegen Inflation schützen?
Und
- Wie kann ich einen Plan für meine Altersvorsorge entwickeln?
Um die Dinge nicht unnötig kompliziert zu machen, tauchen wir gleich ein in die Thematik. Konkret gibt es vier Phasen beim Erstellen eines Finanzplans.
Phase 1: Finanzielle Ziele identifizieren
Immer diese Ziele, ich weiß, man reitet etwas darauf herum. Tatsächlich ist das Sparen und Investieren aber dadurch leichter. Die Verlockungen sind durch effizientes Marketing allgegenwärtig und es braucht ab und zu wirklich Willensstärke, einem neuen MacBook oder einem Kurztrip nach Italien zu widerstehen. Und es hilft, wenn man weiß, wieso man verzichtet.
Generell gibt es Bedürfnisse und Wünsche. Diese beiden Dinge sind zu unterscheiden. Wie man sie unterscheidet, ist individuell verschieden. Es gibt Menschen, deren oberste Priorität ein Zuhause ist, in das sie nach der Arbeit kommen und entspannen können. Andere leben problemlos in 20 Quadratmetern, solange sie zwei Monate im Jahr reisen können. Der Punkt ist hier: Es gibt für jeden eine Lösung.
Kurzfristige Ziele sind diese Ziele, die innerhalb eines Jahres erreicht werden sollen. Dazu können vom neuen Fernseher bis hin zur Vergrößerung des Urlaubsbudgets all jene Ziele zählen, die in einer kurzen Zeitspanne erreicht werden können.
Mittelfristige Ziele: etwa im Zeitraum von 1 – 5 Jahren anzusiedeln, wie etwa für ein Eigenheim sparen, die Studiengebühren zurückzahlen oder sich ein Boot anschaffen.
Langfristige Ziele: können ab 5 – 10 Jahren erreicht werden. Hier ist die Devise „Think big!“ Ziele wie die private Altersvorsorge oder die Finanzierung eines Startups sind hier gemeint.
Jetzt fehlen nur noch die Deadline und die Kostenaufstellung. Bis wann sollen diese Ziele erreicht werden? Und wie viel Geld brauche ich dazu?
Phase 2: das Netto-Vermögen bestimmen
So. Der Finanzplan hat insofern Gestalt angenommen, dass wir wissen, wohin wir wollen. Der nächste Schritt ist zu definieren, wo wir stehen. Ein sogenanntes „Balance sheet“ (Bilanz) wird aufgestellt:
- Den Marktwert bzw. Verkaufswert der eigenen Besitztümer (Vermögen) auflisten
- Verpflichtungen und Schulden aufschreiben
- Totalen Wert der Besitztümer und totalen Wert der Schulden gegenüberstellen
- Schulden vom Vermögen abziehen und feststellen, ob der Wert positiv oder negativ ist
Phase 3: Einkommen und Ausgaben schätzen und austarieren
Eine Einnahmen- und Ausgaben-Rechnung wird in der amerikanischen Investors Education auch Cash-Flow-Erklärung genannt. Sie listet ganz einfach Einkünfte und Ausgaben auf und ist ein Werkzeug der Finanzplanung, das dem Menschen hilft, diese Punkte des finanziellen Ichs herauszufinden:
- Die Menge an Geld, die monatlich für zukünftige Ziele beiseite gelegt werden kann
- Den Umfang der persönlichen Verschuldung
- Die Höhe der Zinsen, die gezahlt werden
- Und welche Möglichkeiten es gibt, die Schulden schneller zurückzuzahlen und trotzdem für die Zukunft zu sparen
Diesen Teil des Finanzplans bezieht man entweder auf den Zwei-Wochen- oder Ein-Monats-Rhythmus. (Einige Menschen bekommen ihr Gehalt im Zwei-Wochen-Rhythmus, deshalb diese beiden Möglichkeiten.) Wenn aufgeschrieben ist, was für Geld also regelmäßig kommt und wie viel ausgegeben wird, kann überlegt werden, was davon verringert oder was erhöht werden könnte und sollte. Die Ziele haben jetzt Priorität, und wir müssen überlegen, wie sie erreicht werden können.
Phase 4: Finanzplan implementieren und gegebenenfalls anpassen
Auch die vierte und letzte Phase hat wieder drei Unterpunkte. Punkt eins dabei: Die eigene Schuldensituation überprüfen. Kredite erlauben uns, heute etwas zu haben und später dafür zu zahlen. Das ist nett, aber nicht kostenlos. Zahlt man einen Kredit nicht schnell wieder ab, hat das wieder negativen Einfluss auf die Schufa und auf zukünftige Kreditwünsche. Nicht mehr als 20% des Nettoeinkommens eines Haushaltes sollten Kreditkarten-Schulden oder ähnliches ausmachen. Für die meisten ist außerdem eines klar: So wenig wie möglich Geld leihen. Denn dies ist in der Regel um einiges teurer, als sich etwas einzuschränken. Dann folgt die Zuweisung der Ersparnisse und Investments zu den Zielen: Regelmäßig Geld zu sparen ist ein starkes Tool auf dem Weg zu den finanziellen Zielen. Gerade Menschen mit niedrigerem Einkommen finden es oft schwer zu sparen, denn das Einkommen geht zu den allergrößten Teilen für den Lebensunterhalt weg. Jeden Tag oder jede Woche etwas Geld zurückzulegen, hilft und spornt an, das durchzustehen. Im letzten Schritt wird der Finanzplan umgesetzt.
Hier die Hilfe eines professionellen Beraters zu suchen, ist völlig legitim und in einigen Fällen auch ratsam. Aber Obacht! Den Finanzberater sollte man bewusst und gründlich durchdacht aussuchen. Dieser Berater wird drei Punkte berücksichtigen:
a) Risiko-Toleranz
Je größer das Risiko ist, das man bereit ist einzugehen, desto größer die möglichen Gewinne und desto größer die Möglichkeit des Verlustes. Jüngere Menschen haben mehr Zeit, langfristig zu investieren, und haben daher auch mehr Möglichkeiten, besonders risikofreudige Investmentmöglichkeiten zu betrachten. Aber insgesamt bestimmt sich der Risikofaktor aus Alter, Einkommen und Investmenterfahrung. Risiko sollte dann eingegangen werden, wenn die Chance auf einen hohen Gewinn realistisch eingeschätzt werden kann und das Risiko sich lohnt! Mit den Investments muss sich der Investor wohlfühlen!
b) Zeithorizont
Die Anzahl der Jahre, die jemand hat, um zu investieren und seine Ziele zu erreichen, bestimmt zu einem sehr großen Teil, welche Anlageprodukte geeignet sind. Wenn man also eine bestimmte Summe Geld in 5 Jahren braucht, sind Anlageprodukte, die auf 20 Jahre ausgelegt sind, eher nicht die richtige Wahl.
c) Diversifikation
Schon oft gehört und doch noch mal wichtig. Niemals alle Eier in einen Korb legen. Wir suchen bei einem Investment-Produkt nach Wachstum und Sicherheit gleichzeitig. Weil das nie so einfach ist, wählt man die Streuung und investiert in drei Ebenen: Risikokapital (z.B. Aktien oder Venture Loans für Startups), Anleihen und Cash (wie Fest- oder Tagesgeldkonten). Diese drei Klassen bieten verschiedene Durchschnittsrenditen (Return on Investment). So am Beispiel Amerika aufgezeigt: Zwischen 1926 und 2008 brachten Aktien durchschnittlich 9,62% Gewinn, Anleihen 5,9% und Cash-Investments 3,7%. Nicht nur, dass diese verschiedenen Anlageklassen unterschiedlichen Gewinn bringen, sie bringen den höchsten Gewinn auch meist zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Ein Grund mehr, in alle drei Klassen zu investieren.
d) Zuteilung des Kapitals in die Anlageklassen
Finanzpläne sind wie Fingerabdrücke – jeder braucht einen eigenen, der den spezifischen Bedürfnissen angepasst ist. Der richtige Mix von Finanzprodukten ist wichtig und ein zweistufiger Prozess. Zunächst wird der Prozentsatz des Kapitals pro Finanzprodukt festgelegt. Also zum Beispiel 30% des zur Verfügung stehenden Geldes wird in konservative Produkte investiert (so wie Festgeldkonten, zurzeit allerdings kein gutes Geschäft), 35% in Anleihen und 35% in Risikokapital-Produkte, wo dann wieder die Startup-Finanzierung ins Spiel kommt. Im zweiten Schritt werden dann die einzelnen Produkte in jeder der drei Klassen ausgewählt.
Wie die Verteilung aussieht, ist abhängig von der persönlichen Situation bzw. vom Charakter. Es gibt drei Typen von Investoren: den Aggressiven, den Moderaten und den Konservativen.
Der Aggressive sucht gezielt nach hohen Gewinnmöglichkeiten und investiert besonders viel in Aktien und Risikokapital. Der Moderate investiert lieber nur 40 – 60% in risikoaffine Produkte und nutzt Staatsanleihen et cetera zum Ausgleich. Der Konservative hält lieber in der Hand, was er hat, und nutzt sichere (Cash-)Anlagen mit niedrigeren Return-Prozentsätzen (Renditen).
e) Überprüfen und Anpassen des Plans
Eine persönliche Finanzplanung ist ein kontinuierlicher Prozess. Je mehr man sich mit dem Thema beschäftigt, desto mehr Insider-Wissen gewinnt man. Demnach können und sollten Ziele und Finanzprodukte einander immer wieder angepasst werden. Die Werte der einzelnen Bestandteile verändern sich und tun das unterschiedlich stark. Dass die Aufteilung weiter zum eigenen Profil passt, sollte hin und wieder überprüft werden.
Wie immer freue ich mich über jedes Kommentar und jedes Feedback von euch. Wenn ihr möchtet, folgt dann in Kürze Teil drei der Serie.
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