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von André Jasch

Bedingungen für Gründer: Deutschland im internationalen Vergleich

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Bedingungen für Gründer: Deutschland im internationalen Vergleich

Die Idee eines eigenen Unternehmens weckt bei vielen Menschen den Gründergeist. Sie erhoffen sich eine Welt flexibler Arbeitszeiten, motivierter Teams und selbstbestimmter Arbeit. Doch zur Gründung braucht es nicht nur Mut, Leidenschaft und Durchhaltevermögen, sondern auch die richtigen Rahmenbedingungen. Und diese unterscheiden sich nicht nur innerhalb Deutschlands stark, sondern auch von Land zu Land. Wir werfen deshalb einen Blick über den Tellerrand hinaus und schauen uns an, wie Deutschland im internationalen Vergleich abschneidet.


Startup-Mekka Berlin zieht die meisten Gründer an

In Deutschland ist in punkto Startup-Szene noch immer Berlin das Maß aller Dinge. Hier findet man die meisten Startups und auch die meisten Wagniskapitalgeber. Laut dem Deutschen Startup Monitor 2017 (DSM 2017) sitzen knapp 17 Prozent der deutschen Startups in Berlin.

Allerdings ist hier ein Trend zu mehr Diversifikation in der deutschen Gründerszene erkennbar. Die Gründer-Hotspots Metropol-Region Rhein-Ruhr (11,3 Prozent), Stuttgart/ Karlsruhe (6,4 Prozent), Hamburg (6,2 Prozent), Hannover/ Oldenburg und München (beide 6 Prozent) können ebenfalls immer mehr junge Gründer und Gründerinnen anlocken.

Der Andrang in die Startup-Hauptstadt ist ungebrochen. Unter den Startups, die seit ihrer Gründung den Standort gewechselt haben, zog es etwa jedes Vierte (26,1 Prozent) nach Berlin. Dass Berlin auch international zunehmend an Anziehungskraft gewinnt, zeigt ein Blick auf die Anzahl ausländischer Startup-Mitarbeiter. Mehr als jeder Fünfte (22,3 Prozent) ist Nicht-EU-Ausländer, wie aus dem DSM 2017 hervorgeht. Deutschlandweit können nur Hamburg (23 Prozent) und München (20,2 Prozent) ähnlich viele Fachkräfte aus dem Ausland anziehen.

Die Stadt hat Gründern einiges zu bieten. Die Lebenserhaltungskosten sind – trotz stark steigender Mietpreise – noch verhältnismäßig günstig. In Berlin existiert eine ausgeprägte Wagniskapital-Landschaft und ein etablierter Wissenschafts- und Forschungsbetrieb – wie etwa das Beispiel Adlershof zeigt. Auch die Nähe zur Politik und den zahlreichen Interessensverbänden kann eine Rolle bei der Wahl Berlins spielen.


Berlin beim Wagniskapital europaweit nur hinter London

Der Standort Berlin bringt für Gründer auch Vorteile bei der Kapitalsuche mit sich, denn Wagniskapitalgeber suchen naturgemäß die Nähe zur Startup-Szene. Die Branche ist noch immer ein „people‘s business“: man lernt sich zunächst persönlich kennen, bevor Deals über Finanzierungsrunden geschlossen werden. Laut dem Bundesverband Deutscher Kapitalgesellschaften (BVK) haben 40 Venture-Capital-Gesellschaften ihren Sitz in Berlin, dicht gefolgt von München mit 34 und Hamburg mit 13.

Angesichts dieses Ungleichgewichts verwundert es auch nicht, dass in Berlin mehr VC-finanzierte Startups zu finden sind als im Rest des Landes. Während die Zahl VC-finanzierter Startups laut DSM 2017 zum dritten Mal in Folge rückläufig ist (2017: 15,9 Prozent), trotzen Berliner Startups diesem Negativtrend. Hier wurde mittlerweile rund jedes dritte Startup (33,2 Prozent) durch einen professionellen Wagniskapitalgeber finanziert.

Die deutsche Hauptstadt muss sich auch im europäischen Vergleich mit anderen Startup-Hochburgen nicht verstecken. Laut Startup-Barometer Europa von Ernst & Young sicherten sich Berliner Startups – nach London und noch deutlich vor Paris – das meiste Wagniskapital. Insgesamt konnten europäische Unternehmen im vergangenen Jahr mehr frisches Kapital erhalten als jemals zuvor. In den großen europäischen Märkten – Großbritannien, Deutschland, Frankreich und Schweden – sind Zahl und Höhe der Finanzierungsrunden gestiegen. „Das zeigt, dass das europäische Start-up-Ökosystem weiter an Stärke gewinnt. Immer mehr europäische Jungunternehmen erhalten frisches Geld und können damit innovative Geschäftsmodelle oder Technologien weiterentwickeln“, stellt Peter Lennartz, Partner bei Ernst & Young, fest.


Rahmenbedingungen für Gründer außerhalb Europas

Doch bei allem Optimismus hat der Gründerstandort Europa auch mit Problemen zu kämpfen. Der Brexit hat für Großbritannien eine ungewisse Zukunft eingeläutet. Hinzu kommen extrem komplexe Gesetze (z.B.: DSGVO) und eine lähmende Bürokratie. Wie sieht es jenseits der europäischen Grenzen aus? Wie sind die globalen Bedingungen für Gründer?

Eine Studie der London Business School hat die Gründungsbedingungen in 65 verschiedenen Ländern untersucht. Sie haben sich in ihrer Untersuchung auf soziokulturelle, wirtschaftliche und politische Einflussfaktoren konzentriert. Das britische Software-Unternehmens Sage hat auf Grundlage dieser Daten eine interaktive Karte erstellt, die die Gründungsbedingungen weltweit visualisiert.

„Die weltweiten Unterschiede bezüglich der Rahmenbedingungen zur Unternehmensgründung sind frappierend. Start-up ist nicht gleich Start-up und jedes Unternehmen – egal in welcher Entwicklungsstufe – ist in Politik, Wirtschaft und Sozialstruktur seines Landes eingebettet. Eben jene Aspekte beeinflussen Erfolge und Misserfolge junger Unternehmer“, so die Autoren der Studie.

Nach Ansicht der Autoren enttäuschen Europa im Allgemeinen und Deutschland im Speziellen die Erwartungen vieler Gründer. In Deutschland sei der Gründergeist rückläufig, was sich an der sinkenden Zahl von Unternehmensgründungen ablesen lasse. Laut aktuellen Daten des Statistischen Bundesamts sanken die Gewerbeanmeldungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,3 Prozent auf 519.100. Insbesondere bei Kleinunternehmen gab es mit 2,4 Prozent einen deutlichen Rückgang auf 135.900.


Deutschland mit Nachholbedarf im internationalen Vergleich

Die Gründe für diesen Rückgang sind vielfältig. Ein oft angeführter Aspekt ist die starke Konjunktur mit hohen Beschäftigungszahlen. Das spiegelt sich in der Studie bei der Frage nach der Motivation der Gründer wider. Diese wird unterteilt in „notwendigkeitsgetrieben“, „gelegenheitsgetrieben“ und „verbesserungsgetrieben“ – und bei allen Kategorien liegt Deutschland im hinteren Mittelfeld.

Die fallende Gründerquote hat auch etwas mit möglichen Perspektiven zu tun. Während eine Gründung in Ländern wie Guatemala, Jamaika oder Ägypten einen vielversprechenden Karriereweg darstellt, gehört Deutschland hier zu den Schlusslichtern. Wer hier Karriere machen will, kann bei entsprechender Qualifikation auch in einem großen Unternehmen oder im Staatsdienst anheuern. So wundert es nicht, dass nur Wenige in Deutschland Gründungsabsichten hegen (Platz 62 von 65).

Während das gesellschaftliche Ansehen von Entrepreneuren in Deutschland verhältnismäßig hoch ist (Platz 14), erhalten Gründer hier nicht dieselbe mediale Aufmerksamkeit wie in anderen Ländern (Platz 49). Für Gründerinnen ist Deutschland auch kein Idyll, denn die Rolle der Frauen in der Gründerszene ist hierzulande laut Studie desolat. Demnach sind hierzulande nur 3 Prozent der weiblichen Bevölkerung unternehmerisch tätig. Ähnlich schlecht sieht die Lage nur in Italien, Frankreich und Jordanien aus. Vorbildlich dagegen sind südamerikanische Länder wie Ecuador, Brasilien, Chile und Peru.


Mangelnde Unterstützung durch die Politik

Insgesamt scheint sich eine typisch deutsche Mentalität in der Studie widerzuspiegeln: Pessimismus. Deutsche Gründer sind eher vorsichtig bei der Einschätzung ihrer Chancen (Platz 40), zweifeln an ihren Fähigkeiten (Platz 56) und haben eine ausgeprägte Angst vor dem Scheitern (Platz 18). Dabei sind die Gründe des Scheiterns häufig ganz andere als erwartet. Weder die Finanzierung (Platz 64) noch mangelnde Rentabilität (Platz 64) sind für deutsche Gründer ausschlaggebend. Häufiger werden da schon persönliche Motive oder bürokratische Probleme genannt – hier liegt Deutschland sogar auf dem Spitzenplatz.

Obwohl Startups und Wachstumsunternehmen einen beachtlichen Beitrag zur deutschen Wirtschaft leisten, wird ihnen verhältnismäßig wenig Relevanz und Unterstützung durch die Politik zuteil (Platz 36). Führend bei der politischen Unterstützung von Startups sind Frankreich und Südkorea. Verbesserungsbedarf gibt es hierzulande auch beim Thema Steuern und Bürokratie (Platz 26). Lediglich bei den Förderprogrammen für Gründer gehört Deutschland zum Spitzenfeld (Platz 4), zusammen mit Österreich und der Schweiz.

Wenn Sie erfahren möchten, in welchem Land die wirtschaftlichen oder politischen Rahmenbedingungen für Gründer besonders vorteilhaft sind, klicken Sie sich durch die interaktive Grafik!



 

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