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von Cristin Liekfeldt

Das Silicon Valley unter Trump: Make Startups great again?

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Das Silicon Valley unter Trump: Make Startups great again?

Wenige Tage vor der offiziellen Ernennung Donald Trumps zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika schießt ein hoffnungsvoller Artikel nach dem anderen aus dem dortigen Startup-Ökosystem. Aus dem öffentlichen Widerstand und Gegenwind gegen den republikanischen Kandidaten wurde ein laues, handzahmes Lüftchen. Der erwartete Einsturz der Börse fiel aus und was einst über die Abschiebung tausender illegaler Einwanderer gesagt wurde, wird heute nicht mehr so eng gesehen. Das war schließlich nur der Wahlkampf – und jetzt gilt es, sich zu arrangieren.

Thema Trump: Ist das Silicon Valley ein Fähnchen im Wind?

Während das Silicon Valley noch im Wahlkampf Trumps Politik als innovationsfeindlich kritisierte und erste Startups schon mal vorsorglich nach Europa schielten, sprechen die einschlägigen Startup-Medien jetzt von einem „goldenen Zeitalter für Startups“ in den nächsten vier Jahren. – Zitat Dusty Wunderlich, CEO von Bristlecone Holdings, im „Entrepreneur“.

In einem offenen Brief von 145 Gründern und Tech-Managern war im Juli 2016 noch die Rede von Trump als Vertreter von Fanatismus, Gegner von Offenheit, Chancengleichheit und Meinungsfreiheit, als Feind von Forschung, Fortschritt und Immigration.

Heute ist er derjenige, der den elitären Küstenstaatlern und auch dem Silicon Valley gezeigt hat, wie abgehoben, wie weltfremd ihre Ansichten und ihre Probleme sind. Wie anders ihr Lebensstandard im Vergleich zum restlichen Amerika ist.

Strafzölle für ausländische Firmen und Zulieferer, Schließungen mexikanischer Fabriken, Strafen gegen all jene Startups, die ihre Steuern lieber in Irland zahlen als in den USA – alles bereits Erfolge des noch nicht mal offiziell ins Amt berufenen Präsidenten. Ab jetzt gilt: America first!


Trump: America first und “Europe, get your act together!”

Alex Fries von PolytechEcosystem Ventures kommentiert Europas skeptischen Blick im Red Herring deutlich: „Europa sollte besser damit anfangen, sich selbst zu helfen.“ In Deutschland spielt die Automobilindustrie zum Beispiel eine große Rolle, weshalb man dem neuen Präsidenten gerade in den letzten Tagen besonders vorsichtig gegenüber steht. 

Trump hatte den Konzernen der Automobilbranche mit hohen Steuern gedroht, sollten diese Autos oder Autoteile in Mexiko produzieren und in den USA verkaufen wollen. Angesprochen wurden vor allem der Konzern General Motors und Toyota, wie bei Trump üblich via Twitter.

Ford ist als erster amerikanischer Automobilhersteller vorsorglich in die Offensive gegangen und streicht die Pläne für eine Werkstatt in Mexiko. Stattdessen soll diese in den USA gebaut werden. Weitere Großkonzerne könnten folgen: Audi eröffnete im September 2016 ein Werk in Mexiko, BMW und Daimler haben ebenfalls Pläne für den Bau von Werken innerhalb der nächsten zwei Jahre. Fries empfiehlt den Europäern aufgrund der Amerika-zentrierten Politik, sich auf den heimischen Markt zu konzentrieren und unabhängig von den USA weiter zu wachsen.

Ein guter Rat angesichts dessen, dass kein Mensch weiß, wie Trumps Agenda tatsächlich aussieht. Während die ganze Welt rätselt, was ab diesem historischen Freitag passieren wird, weiß Trump dies vermutlich selbst nicht. 

Die USA sind mit einem Export-Wert von über 113 Milliarden Euro im Jahr (Angaben des Statistischen Bundesamts, 2015) ein wichtiger Export-Partner für Deutschland. Rechnet man die Export-Daten aller EU-Länder zusammen, so exportiert Deutschland in die EU-Länder jedoch fast sechs Mal so viele Waren und Dienstleistungen ins europäische Ausland wie in die USA: Der Wert beträgt etwa 692 Milliarden Euro. Mit einem größeren BIP, mehr Einwohnern und dem größeren Markt in Europa ist es sicher nicht verkehrt, angesichts einer ungewissen US-Präsidentschaft nicht in Panik zu verfallen.


Ändert Trump wirklich die Situation der Startups weltweit?

Trump verspricht dem Silicon Valley, viele Regulierungen und bürokratische Hindernisse auszuräumen oder zu verringern. Produkte, die innerhalb der USA hergestellt und vertrieben werden, sollen über Steuersenkungen begünstigt werden. Und auch das Versprechen, dass sich die Regierung weniger in die Belange der Wirtschaft einmischt, steht im Raum. Dies lässt Alex Fries optimistisch in die Tech-Zukunft blicken.

David Mes, Managing Partner bei Arc Ventures dagegen ist weniger optimistisch und hofft, das „nichts Katastophales“ eintritt. Insbesondere das Thema der Arbeitserlaubnis – die H1-B-Visas – steht zwischen dem Silicon Valley und Washington. Hier wird man vermutlich andere Lösungen für die Anstellung ausländischer Talente finden müssen, so Mes. 

Im Silicon Valley ist der Anteil der ausländischen Arbeitskräfte besonders hoch - laut dem Silicon Valley Index von 2016 beträgt der Anteil an "foreign-born workers" (also der außerhalb der USA geborenen Arbeiterinnen und Arbeiter) 37,4 Prozent. Die im Silicon Valley ansässigen Tech-Unternehmen befürchten eine Abwanderung der Arbeitskräfte. 

Der Fortschritt der Forschung im Bereich der künstlichen Intelligenz und die technologische Entwicklung seien aber weder durch Politiker noch durch Mauern aufzuhalten.

Europas Startups sind weiterhin mit der Tatsache konfrontiert, dass die USA in vielen Fällen den größten Absatzmarkt darstellen und dort ein Vielfaches an Wagniskapital investiert wird. Exits stattfinden. Daran wird sich auch in den nächsten vier Jahren wenig ändern. 

Spannend kann jedoch auch der wachsende Markt im Osten sein: China plant gerade die Wiederauferstehung der Seidenstraße, eine Handelsroute auf dem Land- und dem Wasserweg vom äußersten Osten Chinas über Kirgistan, Kasachstan und Moskau nach Polen, Deutschland und die Niederlande bis hin zu Spanien. Außerdem werden im Zuge des Infrastruktur-Ausbaus Milliarden in eine Handelsroute über Turkmenistan und den Iran bis in die Türkei gesteckt. Dieser traditionsreiche Handelsweg könnte ein wichtiger Bestandteil für Europas Außenhandel werden. 

Auch die Entwicklungen in der asiatischen Venture Capital Szene dürften Aufmerksamkeit auf sich ziehen: Nach einem Bericht der Kanzlei Baker & McKenzie investierten asiatische Wagniskapitalgeber 2015 bereits 23 Milliarden Dollar in europäische Startups, mehr als in US-amerikanische Unternehmen. Die Tendenz: Steigend.


Wachstum innerhalb der europäischen Märkte und Plan B: Asien

Statt sorgenvoll in die USA zu schauen, können wir auch einfach – salopp gesagt - mal abwarten und Tee trinken. Rein wirtschaftlich gesehen, wird die USA höchstwahrscheinlich kein Totaldesaster für Europa. Wir haben noch viel Platz zwischen den Ländern der EU, den wir verkleinern können, indem wir für weniger Regulierungen und einheitliche Handelsbedingungen kämpfen. Wir haben die klügsten Köpfe in unseren Startups sitzen, die jeden Tag neue Wege gehen, neue Technologien und Konzepte entwickeln. Ein wenig Optimismus entgegen des allgemeinen Medienkonsens wäre angesichts eines so enormen Potenzials doch durchaus angebracht, oder?

Im Silicon Valley sitzt man bereits mit den neuen Bedingungen beim Frühstück zusammen. In diesem Sinne können wir von den Amerikanern etwas Selbstbewusstsein lernen: Wir werden schon einen Weg finden. Probleme sind schließlich da, um gelöst zu werden. 


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