Jede Woche kann man in den Medien von neuen Finanzierungsrunden für Startups in Millionenhöhe lesen. Angeführt werden diese Finanzierungen meistens von großen Venture Capital Fonds (VCs). Doch wie funktioniert so ein Venture Capital Fonds eigentlich? Wie kann man sich als Privatanleger daran beteiligen und worauf sollte man bei der Auswahl achten? Und welche sind die größten Venture Capital Fonds in Deutschland?
Venture Capital (zu Deutsch: Wagnis- oder Risikokapital) gehört zum Bereich des außerbörslichen Beteiligungskapitals – auch Private Equity genannt. Venture Capital ist Kapital, das eine Privatperson oder ein Venture Capital Fonds einem Startup zur Verfügung stellt. Bei diesen Unternehmen handelt es sich meistens um junge Technologieunternehmen – sogenannte Startups – die nicht an der Börse gehandelt werden. Im Gegenzug erhält der Venture Capital Geber (VC) Anteile am Startup. Venture Capital Fonds erwirtschaften ihre Rendite bei einem Verkauf, einer Übernahme oder einem Börsengang des Startups.
Aufgrund des jungen Alters der Unternehmen und der damit verbundenen Unsicherheit über ihre künftige Geschäftsentwicklung gelten solche Investments als sehr riskant. Ein Großteil der Startups, in die ein Venture Capital Fonds investiert, scheitert im Laufe der Zeit. Das Geschäftsmodell eines Venture Capital Fonds ist jedoch darauf ausgerichtet, dass der kleine Teil, der später erfolgreich wird, den Verlust der anderen Ventures überkompensiert. Die Renditeerwartungen von VCs liegen dementsprechend hoch – im hohen zweistelligen und sogar dreistelligen Prozentbereich.
Eine Venture Capital Gesellschaft stellt einem Startup das Kapital entweder in Form von Eigenkapital oder in Form von eigenkapitalsähnlichen Beteiligungsformen wie Mezzanine-Kapital oder Wandelanleihen zur Verfügung. Zusätzlich eröffnen sie den Gründern Zugang zu ihrem Netzwerk an Geschäftspartnern, Experten und potenziellen Übernahmekandidaten. Sie erwarten im Gegenzug nicht nur eine Gewinnbeteiligung, sondern auch weitreichende Mitspracherechte bei der strategischen Ausrichtung des Startups sowie dem operativen Geschäft.
Bei der Risikostreuung verfolgen Venture Capital Fonds verschiedene Strategien. Bei der Zusammenstellung des Portfolios achten professionelle VCs unter anderem auf eine Diversifikation nach Branchen und Technologien, nach Entwicklungsstufe sowie nach Region und Land. Zudem sind sie bemüht, Managementrisiken zu reduzieren, indem sie einem jungen und unerfahrenen Gründerteam ein entsprechendes Netzwerk an Experten zur Verfügung stellen oder ihnen mit Coaching- und Mentoren-Programmen unter die Arme greifen.
Bei Venture Capital Fonds unterscheidet man zwischen börsengehandelten VC-Gesellschaften und nicht-börsengehandelten VCs. Für Privatanleger ist es einfacher, sich an börsengehandelten Venture Capital Fonds zu beteiligen, da hier die Mindestinvestitionssumme deutlich geringer liegt. Hier können Privatanleger als Aktionäre von Investitionen in Startups profitieren.
Ein Beispiel für einen börsengehandelten Venture Capital Fonds ist die German Startups Group. Diese VC-Gesellschaft hält unter anderen Beteiligungen an Startups wie Mister Spex, Delivery Hero und Soundcloud. Seit November 2015 ist die German Startups Group an der Frankfurter Börse notiert und der Aktienkurs steht derzeit bei rund 1,80 Euro.
Für Anleger gibt es auch die Möglichkeit, über börsengehandelte Indexfonds (ETFs) in Venture Capital zu investieren. Ein Beispiel ist der Renaissance IPO ETF (NYSEARCA: IPO), der auf Startups setzt, die gerade erst an der Börse gelistet wurden. Hier wird nicht in Startups in einer Frühphase investiert, sondern erst in Startups, die bereits den Exit hingelegt haben. Seit seinem Start im Oktober 2013 konnte der ETF von knapp 20 Dollar auf nun 27 Dollar zulegen.
Schwieriger ist der Einstieg dagegen bei nicht-börsengehandelten Venture Capital Fonds. Dahinter stehen Emissionshäuser, die in regelmäßigen Abständen einen Venture Capital Fonds auflegen. Für einen begrenzten Zeitraum werden die Fondsanteile dann auch an Privatanleger vertrieben, allerdings liegen die Mindestinvestitionssummen hier sehr hoch – angefangen bei 5.000 Euro bis hin zu 100.000 Euro. Damit stehen nicht-börsengehandelte Venture Capital Fonds nur wohlhabenden Investoren offen.
Genau hinschauen sollten Investoren beim Kostenpunkt. Häufig kommt ein sogenannter Agio (zu Deutsch: Aufschlag) beim Kauf der Fondsanteile hinzu, der üblicherweise bei etwa 5 Prozent der Investitionssumme liegt. Außerdem fallen Einmalkosten für Marketing und Vertrieb an, die vom eingezahlten Kapital abgezogen werden. Je nach Fondsgesellschaft liegen diese Kosten zwischen 10 und 16 Prozent. Ebenfalls zu den Kosten zählen laufende Managementvergütung, die auch von der Investitionssumme abgezogen werden. Das Management erhält darüber hinaus häufig eine erfolgsabhängige Vergütung.
Die meisten Venture Capital Fonds in Deutschland sind im Bundesverband deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK e.V.) organisiert, der die regelmäßigen Befragungen von Venture Capital Gebern durchführt und Statistiken erhebt. Dem BVK sind 163 VC-Gesellschaften mit Sitz in Deutschland bekannt. Davon belegt Berlin den Spitzenplatz mit 40 VC-Gesellschaften, dicht gefolgt von München (34), Hamburg (13), Düsseldorf (7), Köln (6), Frankfurt a.M. (5) und Stuttgart (4) und Potsdam (2).
Es ist dabei kein Zufall, dass die meisten VCs in Berlin sitzen. Denn Berlin zieht auch die meisten Venture Capital Investitionen aller Bundesländer an. Rund 350 Millionen Euro wurden laut BVK im Jahr 2015 in Berliner Unternehmen investiert. Nur knapp die Hälfte (ca. 174 Millionen Euro) flossen laut BVK-Statistik nach Bayern. 91,7 Millionen Euro wurden in Technologieunternehmen in Nordrhein-Westfalen investiert, 31, 3 Millionen in Baden-Württemberg und 20,4 Millionen in Brandenburg. Im Folgenden eine Liste mit einigen der größten Venture Capital Fonds in Deutschland:
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Stand vom 10.11.2017 15:35
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