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Das perfekte ETF-Portfolio

Gastbeiträge und Interviews

Ein Gastbeitrag des „Finanzwesirs“

Von Albert Warnecke
7 Minuten Lesezeit

Ein Artikel über ETFs auf einem Blog, der sich an Venturekapitalisten richtet? Was soll das? Sind ETFs nicht die Antithese des Crowdinvestings? Korrekt.

  • Crowdinvesting: aktiv, ETF: passiv
  • Crowdinvesting: konzentriert - alle Angel, die ich kenne haben ein Portfolio von 10 bis maximal 20 Startups. ETF: breit diversifiziert, ein ETF auf den MSCI World umfasst 1.600 Firmen aus 23 Ländern.
  • Crowdinvesting: Klumpenbildung - kluge Investoren arbeiten nach der Maxime: "Schuster bleib bei Deinen Leisten". Sie investieren nur in Branchen, die sie auch verstehen. ETF: Alle Branchen, kapitalgewichtet, fertig.
  • Emotional: Crowdinvesting ist spannend. ETFs sind langweilig.

Was soll dann ein Risikokapitalgeber mit ETFs?

Diversifikation

Das Zauberwort heißt Diversifikation, der einzige Free Lunch des Kapitalmarkts oder wie Merton Miller, Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften (1990), es ausdrückte, der "beste Freund des Anlegers".
Wenn Sie die beiden Assetklassen Risikokapital und Indexing kombinieren, erhöhen Sie Ihre Erfolgschancen, da die Assetklassen Aktienmarkt und Venture Capital langfristig eine signifikante negative Korrelation aufweisen.
Außerdem stauben Sie noch ein paar operative Vorteile ab.

 

Indexing arbeitet nach dem Prinzip Sokrates: "Ich weiß, dass ich nichts weiß." Ein Indexer glaubt weder an Markttiming (ich weiß, wann es Zeit ist zu kaufen und wann man besser verkauft) noch an Stockpicking (das wird die Gewinneraktie des Jahres).
Wer nicht weiß wann und was er kaufen soll kauft einfach alles und behält es. Wer alles kauft hat mit Sicherheit die kommenden Gewinner auch im Depot und wer danach nicht mehr verkauft, ist mit Sicherheit auch an den 10 Tagen im Jahr investiert, an denen die Jahresrendite gemacht wird. J.P. Morgan hat festgestellt: Die langjährige Marktrendite kriegt nur, wer immer mitspielt. Wer die zehn besten Tage im Jahr verpasst, erhält nur noch zwei Drittel der maximal möglichen Rendite (6,1% statt 9,5%).

Dieses Vorgehen ist extrem prognosearm. Ein Indexer braucht nur einen Glaubenssatz: Langfristig steigen die Kurse. Er muss nicht darauf hoffen, dass ein bestimmter Politiker die Wahl gewinnt und dann wie Trump den Fossilien verbrennenden Sektor privilegiert oder dass eine klinische Vorstudie das hält, was sie verspricht.

Das Depot eines Indexers ist weitestgehend murphy-frei. Sie wissen schon, der Murphy, der behauptet: Alles was kaputtgehen kann, wird auch eines Tages kaputtgehen. Das Depot eines Indexers enthält keine Illusionen, die zerplatzen können. Er hält den Markt und bekommt die Marktrendite abzüglich sehr moderater Kosten.

Der Deal ist: Einfach herumsitzen und jedes Jahr den Durchschnitt kassieren. Das ist einer der operativen Vorteile, die ich oben erwähnt habe: Sie müssen nicht viel tun, um die Marktrendite zu bekommen. Überall sonst müssen Sie aktiv werden, um Ihre Chancen zu wahren. Hier nicht. In meinen Augen ein Geschenk des Himmels für den allzeit beschäftigen Menschen des 21. Jahrhunderts.

 

Die Nachteile

  1. Indexing braucht eine Menge Zeit. Börsenengagements unter 10 Jahren sind grundsätzlich tabu. Indexing entfaltet seine Kraft in Zeiträumen von zwei bis drei Dekaden.
  2. Ein Indexer muss taub, blind und ignorant sein. Wer zu viel Investmentpornographie liest, zu viele ARD-Börsenbrennpunkte schaut und sich zu lange in den Echokammern der Sozialen Medien aufhält, wird vom Kurs abkommen. Irgendwann wird man mürbe und verkauft, weil wieder ein Crash-Prophet Amok läuft und mit den "geheimen Tricks der Goldkäufer" wirbt.

 

Die Praxis

Worauf müssen Sie bei der Zusammenstellung Ihres Depots achten? Ein gutes Depot genügt drei Kriterien

  1. lückenlos = Sie wollen in allen 23 Industrie- und alle 23 Schwellenländer investieren.
  2. überschneidungsfrei = kein Klumpenrisiko. Sie wollen nicht, dass zwei Fonds sich überlappen und sie auf einmal feststellen: Ich bin zweimal in China invertiert.
  3. selbststabilisierend = Änderungen sollen automatisch nachvollzogen werden. Nehmen wir als Beispiel Südkorea; aktuell ein Schwellenland. Wenn Südkorea irgendwann ein Industrieland wird, fliegt es aus dem Schwellenland-ETF heraus. Sie wollen, dass es dann automatisch im Industrieland-ETF mit der passenden Gewichtung auftaucht um weiterhin von Samsung & Co zu profitieren.

Das klappt nur, wenn es ein übergeordnetes Regime gibt. Wie beim Fußball: Jeder muss wissen wo sein Platz ist. Das was beim Fußball der Trainer ist, ist bei den ETFs der Index. Der Index gibt vor, auf welcher Position der ETF spielt. Ein Europa-ETF wird nie Coca Cola enthalten und ein S&P 500 kauft nicht in Argentinien ein. Firmen wie MSCI oder FTSE haben in jahrzehntelanger Arbeit Index-Baukästen entwickelt. Diese Indizes sind die Lego-Steine, mit denen Sie Ihr Depothaus zusammenbauen.

Im ETF-Bereich geht's zu wie im Joghurtregal. Jeder entwickelt Produkte auf Teufel komm raus, nur um sich möglichst breit zu machen. Die meisten ETF-Innovationen sind so lecker wie Milchprodukte in der Geschmacksrichtung "Salz-Pistazie".
Sie brauchen nur diese Indizes:

  1. Industrieländer: Indizes MSCI oder FTSE World
  2. Schwellenländer: MSCI oder FTSE Schwellenländer
  3. Die Kombi aus beiden: MSCI ACWI oder FTSE All-World30
  4. Europa: MSCI oder STOXX 600 Europe
  5. Nordamerika: MSCI Northamerica oder USA, S&P 500
  6. Pazifische Region: MSCI Pacific oder MSCI Japan

Das ergibt diese Depots

  1. Ein ETF: MSCI ACWI oder FTSE All-World. Operativ sehr einfach, auch bei kleinen Sparraten.
  2. Zwei ETF: 70% Industrieländer, 30% Schwellenländer. Grob BIP-gewichtet, bei jedem Broker einfach zu besparen.
  3. Drei ETF: 50% Industrieländer, 20% Europa, 30% Schwellenländer. BIP-gewichtet, für alle, die gegebenenfalls als Europäer Europa übergewichten wollen.
  4. Vier ETF: 30% Nordamerika, 30% Europa, 10% Pazifik, 30% Schwellenländer. BIP-gewichtet, komplettes Regio-Konzept und damit die Möglichkeit die Gewichtungen frei anzupassen. Wegen des operativen Aufwands nicht geeignet für Depots unter 100.000 €.

Alle Depots gehorchen den drei oben angegebenen Kriterien. Die gewichtete Kostenquote liegt zwischen 0,2% und 0,5%. Ein konkurrenzloses Preis/Diversifikation-Verhältnis.

Welchen ETF konkret?

Das ist egal. Die ähneln sich wie ein Ei dem anderen. Suchen Sie sich den ETF aus, der Ihnen am besten gefällt.
Die Auswahl des ETFs ist nur für 5% des Anlageerfolgs verantwortlich (Quelle: Steinbeis Research Center for Financial Services, München). Wir leben in einer Überflussgesellschaft. Wer da nicht wirbt, stirbt. Kein Wunder, dass die Produktauswahl überbewertet wird, während die Strategie ein Schattendasein fristet.

 

  1. Suchen Sie sich die ETF-Kombi aus, die zu ihnen passt.
  2. Bleiben Sie stur. Kein Umschichten, keine Depot-Optimierungen.
  3. Kein Verkauf. Widerstehen Sie den Crash-Propheten.
  4. Regelmäßig und gleichmäßig sparen. Einmal im Jahr Rebalancing.
  5. Nutzen Sie Ihre Lebenszeit für wichtigere Dinge als das Börsengedaddel.

 

 

Über den Autor:

Wer bin ich? Mein Name ist Albert Warnecke, Jahrgang 1966, Ingenieur, Rheinländer, Bier statt Wein, bald 25 Jahre verheiratet, drei Kinder, vielseitig interessiert und seit 20 Jahren an der Börse aktiv. Eine formale Ausbildung als BWLer oder Banker kann ich nicht vorweisen, wohl aber eine Menge Lebenserfahrung und Fehltritte in Finanzdingen. Ich kümmere mich seit rund zehn Jahren erfolgreich selbst um die Familienfinanzen und möchte mein Wissen mit Ihnen teilen. Begonnen hat alles Anfang 2014 mit meinem Blog Der Finanzwesir. Im November 2015 haben Bloggerkollege Daniel Korth und ich die erste Folge unseres Podcasts Der Finanzwesir rockt veröffentlicht. Auch außerhalb meines Blogs sind meine Texte gefragt. Seit zwei Jahren schreibe ich unter anderem regelmäßig für das Geld-Magazin der ZEIT sowie für ZEIT Online. Auch im Magazin STERN werde ich als "Geldexperte" zitiert.

Stand vom 22.02.2018 17:18


 


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