Die Sonne brennt heiß auf den Asphalt als ich die Treppen der S-Bahn an der Berliner Messe hinaufsteige. Die Kamera wiegt schwer um den Hals, aber da vorne ist der rote Teppich schon zu sehen. Wie ein graues Ungetüm ragt die Halle rechts von mir in den Himmel, die die neuesten und faszinierendsten Technologie-Trends unter ihrem Dach bereithält. Es sind die Pressetage vor dem eigentlichen Beginn der IFA, die Aussteller stecken noch bis zum Hals in Arbeit und so schlüpfe ich zwischen Handwerkern und Messetechnikern, aufgeregten CEOs und PR-Leuten vorbei in die ersten zwei Hallen. Hier haben sich die Riesen wie Siemens, Bosch, AEG oder Panasonic eingerichtet. Alles glänzt und blitzt, schöne Mädchen in schwarzer Hostessen-Kleidung polieren die Oberflächen als gäbe es kein Morgen. Jeder Plastikapfel wird strahlend ins rechte Licht gerückt. Die Pressevertreter werden in kleinen Grüppchen durch die Fläche geführt, fehlt nur noch der auffällig farbige Regenschirm zu einer waschechten Pauschalreisegruppe.
Apropos waschecht: Panasonic präsentiert einen Vollwaschautomaten, der nicht nur die Wäsche wäscht, schleudert, trocknet sondern auch bügelt. Die Apparatur sieht aus wie eine moderne Schrankwand aus schwarzem, schimmerndem Holz, ist allerdings auch nur eine Attrappe, der Faltomat hat noch keinen funktionierenden Prototypen. Links in der Halle stehen weiße Modelle einer Stadt der Zukunft. 2017 wolle man die in Berlin Adlershof aufbauen. Sie soll selbstversorgend sein und bezieht ihren Strom ausschließlich aus sauberen Energien, überall wird das Smart Home-System verbaut sein, alles mittels Smartphone und Tablet von unterwegs steuerbar. Sowieso ist alles ein Display – Spiegel, Schranktüren, Glastrennwände. Die Herdplatte, die aussieht wie eine dunkle Granit-Arbeitsplatte erkennt durch besondere Sensorik, wo der Benutzer den Kochtopf hinstellt und wandelt die Fläche in ein Induktionskochfeld.
Auch Virtual Reality ist einer der vier großen Trends auf der IFA: Bei Samsung kann man Extreme Kayak fahren, wenn man dazu im Fahrgestell sitzt und sich die VR-Brille aufsetzt. Außerdem gibt es einen Rollercoaster-Simulator und einen Zeichenroboter, der auf dem neuen Samsung Galaxy 7 Portraits zeichnet. Selbst auf den Kühlschränken sind Displays zu finden, innen sogar Kameras, damit man auch im Supermarkt kurz nachsehen kann, ob man noch Milch zu Hause hat. Auf der silbernen Außenfläche zeigt einem dann das mit dem Internet verbundene Smart Screen, was ich mit dem, was sich im Kühlschrank befindet, so kochen kann.
Auch wenn neben neuaufgelegten Plattenspielern, kabellosen und wasserdichten Lautsprechern, Drohnen und dem gebogenen Gamer-PC von Lenovo auch interaktive Whiteboards und viele neue Gadets präsentiert werden, bleiben die neuen OLED-Fernseher besonders hervorgehoben. Ultra-HD und die Wiedergabe von 4K-Bildern steht hierbei im Vordergrund.
In der kleinen Halle neben dem Medienzentrum findet später die besondere Extrawurst der IFA statt: Die Showstopper-Messe für kleinere Startups mit ihren großen Innovationen. Kurz vor 18 Uhr sammelt sich ein Menschenauflauf vor den Türen, doch die Türsteher halten stand. "Normale" Journalisten kommen hier nicht so einfach rein. Man muss sich qualifizieren und zwei Wochen vorher nachweisen können, dass man tatsächlich aus der Tech-Welt schreibt. Hier finden sich zum Beispiel LUUV, Panono oder Udoq, die sich ausgewählten Journalisten stellen und schon mal Bestellungen aufnehmen.
„Es war toll zu sehen, wie begeistert die Teilnehmer von unseren Produkten waren. Wir hatten das solidLUUV, das neue LUUV Action Gimbal und den ultraLUUV Action dabei und sind als Startup ja ständig mit dem Kopf schon bei den nächsten Schritten. Die ausgesprochen positiven Reaktionen der Presse auf unser Smartphone-Gimbal für mobile Journalisten haben uns daher natürlich sehr gefreut!“ grinst Tobias Gerhardt.
Wie die IFA anfing, so geht sie zu Ende: Weniger Besucher als im Jahr zuvor, dafür mehr Bestellungen. Insofern zumindest ein voller Erfolg für die Startups! Mir für meinen Teil schwirrt jetzt erst mal der Kopf von so viel Technik. Ich brauche wieder ein bisschen Sonnenlicht.
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