Ich gebe zu, einen Sprach-Knall gibt’s in der Kunst und Kultur genauso, wenn dort stundenlang über Gender-Begriffe diskutiert wird und alle naselang ein neuer, für fünf Tage politisch korrekter Begriff für „Menschen mit Migrationshintergrund“ erfunden wird.
Jetzt aber zu dieser Sprache. Wer den Einstieg in die Startupwelt versucht, landet zunächst mal bei Gründerszene. Meistens. So auch ich und ja, ich bin eine der Seufzer und Seufzerinnen, die sich manchmal fragt, von was, zum Kuckuck, der jeweilige Redakteur dort spricht. Ich lese etwas von Einhörnern, Drachen und „Decacorns“ und fühle mich, als wäre ich gerade in einem Fantasy-Roman. Gehen wir der Sache also auf den Grund.
Einhörner sind Startups, die mit mehr als einer Billion US-Dollar bewertet werden. Spezialisten sagen Unicorns, vielleicht weil das internationaler ist und man nie weiß, wann der nächste amerikanische Investor um die Ecke kommt. Die Beschreibung wurde ursprünglich verwendet um darauf hinzuweisen, wie selten es solche Startups gibt. Deutsche Einhörner sind zum Beispiel: Delivery Hero, Home24, Rocket Internet , Zalando und Xing.
Laut TechCrunch sind Dragons etwa vier mal seltener als Unicorns. Es handelt sich um Unternehmen, die ihre gesamte Finanzierung durch dritte Kapitalgeber (z.B. Venture Capital Firmen oder Einzelinvestoren) zurückzahlen können. Das klappt nur, wenn die Unternehmen noch jung sind, denn - logisch - je höher der Unternehmenswert, desto höher der tatsächliche Wert der Anteile der Investoren. Zu den Dragons gehören facebook, WhatsApp, YouTube, Google, Twitter und LinkedIn.
Ein Decacorn ist eine Firma, die jünger als zehn Jahre und 10 Billionen US-Dollar wert ist. Einen deutschen Begriff gibt es nicht, weil man halt einfach das Uni (= ein/s) in Unicorn durch Deca (= zehn) ersetzt hat. Man brauchte diesen Begriff weil es mittlerweile zu viel Unicorns gibt und der Amerikaner natürlich ein Wort benötigt, um sich von den anderen abzugrenzen. Jetzt will niemand mehr ein Einhorn sondern eben ein Zehnhorn sein. Beispiele sind Airbnb, Dropbox, Pinterest, Snapchat, und Uber.
So. Ich fühle mich, als hätte mir gerade jemand die Karten beim Quartett erklärt. Aber immerhin habe ich jetzt zumindest eine Ahnung, wohin die Reise geht. Liest man nun die Summen der Unternehmensbewertung könnte einem glatt schwindelig werden, schließlich geht es hier um Billionen Dollar! Oder auch Milliarden Euros. Und dann sind wir auch schon bei den (Seifen-)Blasen, weil‘s grad so schön passt. Nachzulesen in der New York Times. Nicht nur werden die Unternehmen absurd hoch bewertet, sie werden auch zu schwindelerregenden Preisen übernommen. Die Börsianer befürchten, dass diese Blase wie zuletzt um 2000 bald wieder platzen wird. Die NYT schreibt, dass der amerikanische Technologie-Index Nasdaq um 150 Prozent stieg – ein Zeichen für sehr schnelles Wachstum. Viele Investoren sehen Vorsicht geboten, das Silicon Valley dagegen kann keinen Grund dafür erkennen. Die deutschen Werte haben sich nicht besonders verändert, die Investitionen liegen unter dem Niveau von 2007.
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