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von Cristin Liekfeldt

Der digitale Wandel

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Der digitale Wandel

Anlässlich der CeBIT, weltweit wichtigste Plattform für digitale Transformation und Digitalwirtschaft diese Woche in Hannover, ist kein Vorbeikommen an diesem Thema: Digitalisierung.

Weil wir mit der Industrie 4.0 schon so weit vorangekommen sind, haben wir etliche neue Wörter in unseren Wortschatz integriert. Da geht es um Big Data, Clouds, IoT, Mobile, Cyber Crime, Security und Social Business, Virtual Reality, Wearables und Hightech-Drohnen, wir revolutionieren, disrupten, erfinden ganze Industrien neu, bauen künstliche Intelligenzen -  Gott ist das alles aufregend.

Aber ja. Das ist es.

Denn dieses mysteriöse Konstrukt namens Industrie 4.0 / Digitalisierung / d!conomy (wie es auf der CeBIT genannt wird) ist mehr als die Industrialisierung damals war, Mitte des 18. Jahrhunderts, als der Webstuhl, die Dampfmaschine oder die Eisenbahn eingeführt wurden.

Diese Digitalisierung durchdringt jeden einzelnen Bereich unserer Welt. Sie verändert unsere Art, zu kommunizieren. Sie verändert unsere Wahrnehmung. Sie verändert unser Konsumverhalten. Die Art, wie wir uns kennenlernen und daten. Wie wir uns bewegen, wie unsere Körper beschaffen sind, wo unsere biologischen Grenzen liegen. Und ein Ende ist nicht absehbar.

Ganz grundsätzlich handelt es sich bei der Digitalisierung um die Übertragung auf elektronisch gestützte Prozesse. Wir können alles digitalisieren: Fotos, archäologische Funde, Musik, Architektur, Nachrichten. Das Besondere an dieser neuen, digitalen Revolution ist ihre Geschwindigkeit: Eine Diskette hatte 2001 noch eine Speicherkapazität von 1.500 KB. 

2016 ist ein USB-Stick von der Größe eines Fingernagels größer als die gesamte Festplatte meines Computers. 2005 wurde Google Maps eingeführt und ich weiß wirklich nicht, wie überhaupt jemals irgendwer pünktlich zu einem Treffen gekommen ist, der mit dem Fahrrad unterwegs und neu in einer Stadt wie Berlin war. Ich kann es mir gar nicht mehr vorstellen.


Der Fortschritt als "hockey stick"

Der Fortschritt ist in dieser Hinsicht anders als bisher, er ist ein "hockey stick", er wächst exponentiell und unaufhaltsam in den Himmel. Und daher kommt auch unsere Angst. Angst vor dem Verlust tausender Arbeitsplätze. Angst vor der eigenen Nutzlosigkeit, vor der eigenen Begrenztheit. Maschinen übernehmen das Lösen komplexer Aufgaben, haben größere Wissensspeicher und können jetzt schon selbstständig lernen, ohne den Menschen. 

Was nützt es da, zu wissen, dass die Arbeiter damals, im England des 18. Jahrhundert, auch schon den Webstuhl verteufelt haben? Es wurden andere Arbeitsplätze geschaffen, so wird es auch diesmal sein? Wer weiß. Die Welt, t3n, Süddeutsche Zeitung, die Zeit - deutsche Journalisten beschäftigt das Thema. Zu Recht, wie ich finde.

Wie Torsten Dirks gestern auf der CeBIT sagte: Der Wandel ist rasant, tausend Teilprojekte der Digitalisierung finden gleichzeitig statt. Da kommt nicht erst das selbstfahrende Auto und fein säuberlich danach die erste Virtual Reality-Brille oder die erste Lieferdrohne. Nein, es passiert alles zeitgleich, eine Vielzahl technischer Neuerungen.

Und unsere Wirtschaft?

Ist die Digitalisierung in den Chefetagen deutschen Unternehmen und Konzerne angekommen?

Nach Angaben der Bitkom nutzen 79% der deutschen Konzerne noch Faxe zur Unternehmenskommunikation. Das mag vielleicht Vorteile haben, man überlegte ja im Zuge der NSA-Abhöraffäre im Kanzleramt auch schon mal, wieder Schreibmaschinen einzuführen. Aber ist das hier nötig? 

Eine Studie der Bitkom "d!conomy" Die nächste Stufe der Digitalisierung beschäftigt sich mit der Frage, inwiefern die Digitalisierung schon in unseren Chef-Etagen und Großkonzernen angekommen ist. In 64% der Fälle der über 500 befragten Unternehmen ändere sich aufgrund des digitalen Wandels das Geschäftsmodell. 72% sehen die Digitalisierung als große Herausforderung, ebenso wichtig etwa wie den Fachkräftemangel. 84% der befragten Geschäftsführer gaben an, stärker die Nähe zur IT-Branche und in diesem Bereich gut ausgebildete Fachkräfte zu suchen. 

Die Studie zeigt aber auch, dass viele Unternehmen unzureichend auf den digitalen Wandel vorbereitet sind. 28 Prozent der Firmen haben noch immer keine Digitalstrategie. Allerdings ist der Trend positiv: Im vergangenen Jahr waren noch 37 Prozent, so die Studie. Bitkom-Chef Bernhard Rohleder fordert deshalb, schneller umzudenken


Mega-Thema Digitaler Wandel ist auch Schwerpunkt der diesjährigen CeBIT

Gestern Abend ab 18.30 Uhr konnte per Liveübertragung mitverfolgt werden, wie Sigmar Gabriel die neue Gründerzeit einleiten will, Deutschland als fortschrittlichste Nation und attraktivster Industriestandort der Welt allen voran. Bis 2025 soll das geschehen, deshalb heißt das Projekt auch "Digitale Strategie 2025". Gabriels Mitstreiter sind dabei zum Beispiel Matthias Machnig (Staatssekretär, SPD) und Alexander Dobrindt (Verkehrsminister, CSU), der den Ausbau des Breitbandnetzes in Deutschland vorantreiben soll. Ohne den etwa 100 Milliarden Euro teuren Ausbau können sich Innovationen wie autonom fahrende Autos nicht entwickeln, ohne mobiles Internet geht nichts.


Ein Netz mit 50 Megabit pro Sekunde Datenübertragungsrate ist die Voraussetzung für wirtschaftliche Teilhabe an der Zukunft.

Für ländliche Gegenden soll ein Zukunftsinvestitionsfonds eingerichtet werden und alle Haushalte an neue Gigabit-Leitungen angeschlossen werden, so die Süddeutsche Zeitung.

Der Abbau von Bürokratie, mehr Wagniskapital und Investitionsanreize, ein Förderprogramm für Mikroelektronik und der Fokus auf Nachwuchs und Bildung sind weitere Stützen der Digitalen Strategie 2025. Gerade bei der Bildung wären wir noch ganz am Anfang, so Gabriel am letzten Abend. 

Angefangen im Kindergarten über die Grundschule bis hin zur universitären Ausbildung müssen wir uns stärker auf die Digitalisierung ausrichten. Auch das Thema Datenschutz und der europäische Schutz geistigen Eigentums, sprach Gabriel kurz an. Man hätte bisher immer vom Produkt oder die Dienstleistung aus gedacht, durch die zunehmende Individualisierung kommen aber auch noch Plattformen dazu, auf denen der Kunde mithilft, das Produkt zu verbessern. Solche Grau-Bereiche etwa sind bisher nicht zu kontrollieren. Man brauche hier eine einheitliche, europäische Regelung.


Gabriel auf der CeBit 2016
Gabriel auf der CeBit 2016

"Ich halte nichts von der Trennung zwischen new und old economy - hier geht es um integrative Wirtschaft." - Sigmar Gabriel.


Günther Oettinger, EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft, appelliert an europäische Werte und gemeinsame Ziele. Momentan brauche man als junges Unternehmen 28 verschiedene Anwälte und 28 Datenschutzexperten, wenn man ein europäisches Unternehmen aufbauen möchte. "Fragmentieren wir uns in die einzelnen europäischen Länder, haben wir keine Chance, im Wettbewerb gegen China oder die USA zu bestehen.", so Oettinger.


Aber die Digitalisierung hat auch noch eine andere Seite: Die soziale Dimension.

Wie bei jeder Revolution wird es auch Verlierer geben. Peter Englisch, Projektleiter bei Ernst & Young (EY) befürchtet eine Zwei-Klassen-Gesellschaft: "Wenn die Zeiten schlechter werden, wird sich die Spreu vom Weizen trennen und Unternehmen mit konsequenter Digitalisierungsstrategie werden einen Vorteil im Wettbewerb haben. Während Dienstleister und Handel schon heute verstärkt auf die Digitalisierung setzten, liefen die Industrie sowie der Bau- und Energiebereich meist noch hinterher.", wird er bei N24 zitiert.

7,1 Millionen Jobs könnten in den nächsten fünf Jahren von der Bildfläche verschwinden. Dagegen würden nur 2,1 Millionen Jobs im Bereich der Computertechnik entstehen. Aber nicht jeder kann IT-Experte werden. Wir werden nicht nur Erfolgsgeschichten produzieren.

Auch mittelständische Unternehmen könnten im Zuge der Digitalisierung auf der Strecke bleiben, wenn ihnen das Budget, qualifizierte Mitarbeiter und einfach das interne Wissen fehlt. Dann bleiben sie auf der Strecke, weitere Menschen verlieren ihre Jobs. 

Auf dem Weltwirtschaftsforum im schweizerischen Davos diskutiert man daher die möglichen Lösungen für die soziale Spaltung. Da geht es dann um bedingungsloses Grundeinkommen und die Abkopplung von Arbeit und Einkommen. Zu diesem Thema liest sich der Artikel in der SZ sehr gut.


Enden wir mit einem Statement von Nick Hayek, CEO von Swatch. Der Mensch sollte, trotz aller Faszination für die neue Technik, nicht vergessen, dass wir Liebe brauchen, nicht nur Sensoren. Wir müssen unsere Rolle in einem digitalen System neu finden und frühzeitig dafür Sorge tragen, von dieser digitalen Welle nicht überrollt zu werden.


Header: flickr


 

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