Mit Gründern verbinden die meisten noch immer das Bild des Anfangzwanzigers, voller Tatendrang und Club-Mate, der mit seinen ebenso hippen Freunden über Businesspläne und Disruption redet. Das auch ältere Menschen noch den Weg in die Existenzgründung wagen, wird dabei häufig außer Acht gelassen, dabei sind sie ein wachsender Bestandteil der Gründerszene.
Während die Zahl der Gründungen unter jungen Menschen zurückgeht, suchen immer mehr ältere Menschen den Weg in die Selbstständigkeit. Zwar stellen die 25 bis 34-Jährigen noch immer die größte Gruppe der Gründer, doch ihr Anteil ist seit Jahren rückläufig, wie aus dem Deutschen Startup-Monitor 2016 hervorgeht. Betrug er im Jahr 2013 noch 55,5 Prozent, so lag er 2016 bei nur noch 45,6 Prozent.
Der Volksmund weiß: „Not macht erfinderisch!“ So dürfte auch ein Grund für den Rückgang in der stabilen Konjunkturlage liegen, bei der junge Leute eher ein Angestelltenverhältnis eingehen als die Ungewissheit einer Existenzgründung auf sich zu nehmen. Dahingegen ist heute etwa jeder fünfte Gründer älter als 45 Jahre. Es handelt sich hierbei um die am schnellste wachsende Gründergruppe. Im Jahr 2013 lag ihr Anteil noch bei knapp 10 Prozent, 2016 schon bei 19,5 Prozent. Zudem gab es damals kaum Gründer jenseits der 55 Jahre – heute sind beinahe 5 Prozent alle Gründer.
Die Zahlen zeigen: auch jenseits der 50 kann man erfolgreich ein Unternehmen gründen. Warum auch nicht? Die Ursachen für diesen neuen Trend sind unterschiedlich. Zum einen hat es sicherlich etwas mit der demografischen Entwicklung zu tun: die Bevölkerung in Deutschland lebt durchschnittlich immer länger und ist deutlich gesünder als die gleichaltrige Generation vor 30 Jahren. Zum anderen hat es auch etwas mit dem Arbeitsmarkt zu tun: wer mit 50 seinen Job verliert, hat nur geringe Chancen, wieder eingestellt zu werden. Da kann die Selbstständigkeit einen Ausweg bieten.
Doch eines ist klar: der Trend wird eher noch zunehmen. Davon ist auch Willi Oberlander, Geschäftsführer des Instituts für Freie Berufe an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg überzeugt. „Wir werden immer mehr ältere Gründer bekommen“, zitiert ihn das Wirtschaftsmagazin Impulse. Mit zunehmendem Altersdurchschnitt der Bevölkerung verschiebe sich auch die Wahrnehmung, ab wann jemand als „alt“ gelte.
So sei schon heute „die Akzeptanz der Älteren bei den Auftraggebern erstaunlich hoch“, so Oberlander. Doch das Gründen im Alter bringt nicht nur Chancen, sondern auch Risiken mit sich. Wir blicken einmal genauer hin!
• Die Geschäftsidee muss schneller zum Erfolg kommen, Zeit für Experimente bleibt da nur wenig. Klar, Fehler machen muss erlaubt sein, aber eine hohe Professionalität ist für ältere Gründer besonders wichtig. Für einen zweiten oder dritten Anlauf fehlt womöglich die Zeit.
• Förderprogramme sind häufig auf Junggründer zugeschnitten und lassen ältere Gründer außen vor. Nicht selten ist der Finanzierungshorizont auf 15 oder mehr Jahre ausgelegt – für Gründer jenseits der 50 keine sehr attraktiven Konditionen.
• Auch Bankkredite sind auch für ältere Gründer nicht leicht zu bekommen. Denn mit zunehmendem Lebensalter unterstellen die Banken höhere Risiken, was sich in höheren Zinsen niederschlägt.
• Ältere Gründer sollten offen für neue Ideen sein und ihr Wissen ergänzen. Zum Gründeralltag zählen auch Marketing, Buchhaltung und Administration. Gründungsinitiativen und -Seminare können ein guter Anlaufpunkt sein, um dieses Wissen zu erwerben.
• Ein altes Sprichwort besagt: „Alter schützt vor Torheit nicht!“ Auch ältere Gründer sind vor Anfängerfehlern nicht gefeit. Sich allein auf Lebens- und Berufserfahrung zu verlassen, kann gefährlich sein. Beratung durch andere Gründer oder Experten kann hier hilfreich sein.
• Gründer jenseits der 50 lassen sich nicht mehr so leicht aus der Ruhe bringen. Außerdem sind sie in der Regel disziplinierter und ausdauernder als junge Menschen. Diese Eigenschaften können in turbulenten Zeiten Gold wert sein.
• Ältere Menschen sind oftmals besser vernetzt als junge Gründer. Dieses Netzwerk können sie nutzen, wenn sie den Weg in die Selbstständigkeit bestreiten – sei es bei der Auftragssuche oder bei der Anbahnung von geschäftlichen Kooperationen.
• Gründer jenseits der 50, die nicht gerade aus einer plötzlichen Arbeitslosigkeit heraus gründen, verfügen oftmals über mehr Eigenkapital als junge Menschen. Das erleichtert den Start in die neue Existenz.
• Aus Jahrzehnten der Lebenserfahrung wissen viele, dass sich Erfolg nicht planen lässt. Zwar hilft ein detaillierter Businessplan bei der Kapitalsuche, doch im Geschäftsalltag ist Flexibilität gefragt.
• Ältere Gründer sind statistisch gesehen erfolgreicher als ihre jüngeren Kollegen. Denn Berufs- und Lebenserfahrung wirken sich positiv auf den Unternehmenserfolg aus.
Was denken Sie über das Gründen im Alter? Wir freuen uns über ihr Feedback!
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