"Was machen die? Echt jetzt? Das funktioniert doch nie!" - Das habe ich mir schon so oft gedacht. Brief und Siegel hätte ich gegeben, dass diese Geschäftsideen bloße Spinnerei sind und schon gar nicht tatsächlich Geld bringen. Nun, heute bin ich eines Besseren belehrt und noch immer etwas sprachlos.
Idee Nummer eins:
'So eine Auto-Antenne sieht aber auch wirklich extrem ... leer aus', müssen sich Jeremy und Gabriela Turner, die Erfinder von Antennaballs (mittlerweile HappyBalls) gedacht haben. Sie erfanden einen Ball aus Schaumstoff, den man auf die Antenne stecken kann. In verschiedenen Designs, 3,99$ pro Stück.
Das war´s. Die beiden sind jetzt Millionäre. Die spinnen, die Amis.
Wenn Mariechen den Wunschzettel an den Weihnachtsmann schreibt, muss es ganz besonders schön geschrieben sein, höflich, nett, der Weihnachtsmann weiß alles. Da muss man gutmachen, was noch gutgemacht werden kann. Weil Mariechen sich eine positive Antwort erhofft, hat sich Byron Reese gedacht, daraus müsse man ein Startup machen. SantaMail.org wurde geboren und bescherte Reese nach Angaben der Website businessidealab.com bereits im vierten Geschäftsjahr (2005) Umsätze von einer Million US-Dollar. Allein beim Anblick der Website hätte ich meine linke Hand verwettet, dass sich dieses Startup zum einen nicht lohnt und zum anderen niemals länger als eins, zwei Jahre hält.
Eigentlich könnte ich mir das als Wort für wirklich großen Mist in einem Jugendlexikon vorstellen, aber Jaroslav Šimek und Alfred Tonner machen daraus ein Geschäft: SchenkScheisse.eu ermöglicht es, den allerliebsten Feinden ein nettes Paket zu senden, gefüllt mit 100%iger Bio-Elefantenkacke. Wenn gewünscht, sogar mit Grußkarte. Was anfing, als ein Spaß-Projekt, ist nach eigenen Angaben mittlerweile:
...ein anschauliches Startup Unternehmen mit mehreren Tausenden zufriedenen Kunden geworden. Und wir werden unser einzigartiges Konzept noch mehr ausbauen.
Man nehme einen Getränkebeutel, einen Umschnallgurt und einen Schlauch mit Mundstück und voilá, fertig ist "the beerbelly". Ein "unsichtbarer" Getränkebehälter für Leute, die nicht einsehen, im Kino 19,89€ für eine mittelgroße Cola zu bezahlen. Gibt´s übrigens auch für Frauen, da nennt sich das dann "the winerack" - einen BH, der sich mit Wein füllen lässt. Und nebenbei, so liest es sich auf der Website, sogar aus einem A-Körbchen ein doppeltes D macht - immerhin passen 750ml in den Beutel.
Für 29,95 US-Dollar kann man sich die "Getränkefreiheit" zurückholen. Denn einen Bierbauch (Babybauch) oder große Obeweite ist ja nicht strafbar.
Mittlerweile Internetgeschichte: der 21-jährige Student Alex Tew verkaufte auf der Website je einen Pixel zu Werbezwecken für einen Dollar und wurde so Millionär. Darauf können auch nur Amis kommen. Ein Blick auf die Website:
Vitality Air nennt sich die Firma und verkauft 150 Atemzüge (8 Liter) frischer Luft für etwa 20 €. Es gibt außerdem 10 L- Dosen und weitere Produkte auf der Website. Auf dem Blog von fuer-gruender.de ist zu lesen, die ersten 500 Dosen waren innerhalb von 4 Tagen ausverkauft, die zweite Ladung von 4.000 Dosen ging geschlossen nach China.
Canhegat nennt sich das Technik-Design-Unternehmen aus Frankreich, das die Überwachung und Einschätzung der körperlichen Verfassung der Hunde und Katzen ermöglicht. Durch ein Halsband ist erkennbar, wie viel der Liebling gegessen hat, wie viele Kalorien verbraucht werden und ob gesundheitsförderndes FItnesstraining angebracht wäre. Mittels Bluetooth und App lässt sich nachvollziehen, was das Haustier eigentlich macht, wenn der Besitzer nicht da ist, wie viel man ihm zu fressen geben sollte (es gibt sogar Diät-Vorschläge!), erstellt ein Profil, auf das der Tierarzt jederzeit zugreifen und Tips geben kann.
Foto: Screenshot der website canhegat.com
Ist das verrückt - der Slogan des DivorceHotels ist "Get divorced" und es gibt auf der Website einen Button mit dieser Aufschrift, den man klicken kann. Als ob man nur auf den Bezahlen-Button klickt und der Rest erledigt sich von allein. Naja, fast: Über DivorceHotel werden Scheidungen innerhalb eines Wochenendes abgewickelt - und zwar mit allem drum und dran. Das betreuende Team besteht aus Mediatoren, Anwälten, Notaren und anderen Scheidungsexperten (Makler zum Beispiel, um die Wohnungssituation zu klären): man kommt als Paar und geht als geschiedene Leute. Jim Halfens entwickelte das Konzept in den Niederlanden und das Geschäft geht so gut, dass es jetzt weltweit angepasst und angeboten wird. Die Scheidung wird übrigens nicht nur in Hotels durchgeführt sondern auch in Büroräumen oder Orten nach Wunsch.
Doggles bietet Sonnenbrillen und mittlerweile auch viele weitere Accessoires für Hunde an. Was für eine großartige Idee - Sonnenbrillen für Hunde. Nie, niemals hätte ich gedacht, dass man mit so einer absurden Idee Geld verdienen kann. Roni und Ken di Lullo konnten allerdings 2012 Einnahmen von über 3 Millionen US-Dollar verbuchen und haben laut dem Entrepreneur-Magazin heftig mit der Expansion zu kämpfen.
Es war einmal der Aberglaube, dass wenn ein Mensch einen Knochen in einem servierten (Vogel-)Braten findet, der sich wie eine Wünschelrute aufzweigt, Glück erhält und sorgenfrei durch das Leben geht. Ken Ahroni fand 2000 einen solchen Wunschknochen im Thanksgiving-Truthahn und es gleichzeitig unfair, dass immer nur einer diesen finden und demzufolge Glück haben kann. Also hob er den Wunschknochen auf und lies Plastikkopien davon anfertigen - die man jetzt im 4er-, 5er-, 8er- oder 10er-Pack kaufen kann. Und ja, das funktioniert. Auch so kann man Millionär werden.
Zuletzt ein Projekt, dessen Gelder einem guten Zweck zukommen: Haben Sie sich schon mal gefragt, wieso das Tiefdruckgebiet Kassandra heißt? Oder das Hochdruchgebiet Jürgen? Ich hatte mir immer vorgestellt, dass eine Gruppe von Meteorologen in weißen Kitteln vor einem Namensregister steht und mit Dartpfeilen auf einen Namen wirft, der dann dem Wettergebiet gegeben wird.
Falsch. Auf der Seite des Instituts für Meteorologie der FU Berlin kann man Wetterpate werden - und für 199 - 299€ die Gebiete benennen. Seit 1954 werden die Namen vergeben, der Erlös geht an die Mitarbeiter und Studenten, die das Wetter beobachten. Kein schlechtes Geschäftsmodell, wenn der ein oder andere einem besonderen Menschen eine originelle Freude machen möchte. Und sei es, den nächsten Dauerregen nach Ehefrau Dorothea zu benennen.
Die Frage, die ich mir stellen muss, ist, ob dann wirklich die Idee zählt. Sonnenbrillen für Hunde. Ich hätte den beiden Gründern, naiv wie ich bin, einen Vogel gezeigt. Aber die beiden haben ihrem Hund so einen Prototypen gebaut und sind mit ihm spazieren gewesen - die Nachfrage kam dann von allein. In der Startup-Welt gibt es eben immer auch ein bisschen was zum Wundern, oder?
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