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von André Jasch

Vormarsch der Maschinen: Wie sieht die Zukunft der Arbeit aus?

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Vormarsch der Maschinen: Wie sieht die Zukunft der Arbeit aus?

Wenn Federico Pistono vor Managern großer Versicherungen, Automobil- oder Energiekonzerne spricht, nimmt er keine Rücksicht auf sein Publikum und kommt direkt zur Sache. Der 30-jährige Italiener mit dem jugendlichen Gesicht macht den Anwesenden sofort gleich klar, dass sie ihre Jobs in wenigen Jahren an eine Maschine verlieren werden. Trotzdem ist er ein gefragter Redner. Federico Pistono ist Absolvent der NASA Singularity University in Kalifornien und forscht zur Zukunft der Arbeit. Spätestens seit dem Erfolg seines Buchs „Roboter werden deinen Job stehlen, aber das ist okay“ wird er von Politikern und Managern auf aller Welt eingeladen.

Er rechnet damit, dass in den kommenden 20 Jahren weltweit eine Milliarde Arbeitsplätze verloren gehen. Diese Jobs würden zum großen Teil von Maschinen und Computern übernommen werden. In der Vergangenheit, so sagt er, habe er an dieser Stelle seines Vortrags nur müdes Lächeln geerntet. Doch die Lage hat sich radikal verändert.

„Denken Sie mal an Whatsapp: Ein Unternehmen mit gerade mal 55 Mitarbeitern hat es geschafft, den SMS-Markt zu zerstören. In Zukunft könnte es Unternehmen mit gerade einmal einem Angestellten und einer Milliarde Dollar Börsenwert geben – dank Algorithmen und Maschinen.“

Nur Spinnerei? Wohl kaum. Er kürzlich schufen zwei deutsche Programmierer mit ihrem Projekt „The DAO“ (Dezentrale Autonome Organisation) die „erste Firma ohne Menschen“. Dabei handelte es sich um ein Unternehmen, das ganz ohne Mitarbeiter und Management auskam, da es nur aus Programmcode bestand und auf dieser Basis Investmententscheidungen treffen sollte. Das Vorhaben scheiterte, und zwar – wie die Ironie des Schicksals es so will – aufgrund menschlichen Versagens. Doch die Idee, das es möglich ist, die meisten Arbeitsabläufe einer Investmentfirma vollständig zu automatisieren, lebt weiter.

Jeder zweite Job könnte von Maschinen übernommen werden

Mit seinen Prognosen für die Zukunft der Arbeit ist Federico Pistono nicht allein. Die beiden Oxford-Forscher Carl Benedikt Frey und Michael Osborne sorgten kürzlich mit einer Studie zu den Auswirkungen von Digitalisierung und Automatisierung auf die Arbeitswelt für Furore. Die Forscher haben dafür über 700 verschiedene Berufe unter die Lupe genommen und mit einer datenbasierten Methode berechnet, wie wahrscheinlich es ist, dass diese Berufe durch Automatisierung ersetzt werden. Das Ergebnis der Oxford-Studie: In den nächsten 20 Jahren könnten in den USA etwa 50 Prozent aller Jobs wegfallen.

Ob automatisierte Bezahlsysteme in Fast-Food-Filialen, intelligente Algorithmen für Finanzberatung und Börsenhandel oder selbstfahrende Fahrzeuge: Kaum eine Branche bleibt von der digitalen Revolution unberührt. Auf der Liste der aussterbenden Berufe steht laut den beiden Oxford-Forschern der Versicherungsvertreter ganz oben, der in naher Zukunft zu 99 Prozent durch intelligente Softwarelösungen ersetzt werden könnte. Aber auch Immobilienmakler (97 Prozent), Kassierer (96 Prozent) und Köche (96 Prozent) drohen der digitalen Umwälzung zum Opfer zu fallen.

Dagegen gut gerüstet für den bevorstehenden Wandel sind laut der Studie kreative Berufe. Nur etwa 1 bis 2 Prozent der Architekten, Fotografen oder Designer kann in absehbarer Zukunft durch Computer ersetzt werden. Auch Wissenschaftler, Ingenieure oder Komponisten haben so schnell nichts zu befürchten. Ebenfalls kaum bedroht sind Jobs, in denen soziale Fähigkeiten gefragt sind: Lehrer, Erzieher, Krankenschwestern und Altenpfleger. Denn in Sachen Kreativität und Einfühlungsvermögen können Computer sich noch lange nicht mit Menschen messen.


Einig sind sich die meisten Forscher darüber, dass das Digitalzeitalter deutlich weitreichendere Auswirkungen auf die Gesellschaft haben wird als das Industriezeitalter. Während letzteres die Muskelkraft der Menschen größtenteils durch Maschinen ersetzte, ist das Digitalzeitalter auf dem besten Weg, auch die Geistesleistung des Menschen den Maschinen zu übertragen. Möglich machen dies Entwicklungen in den Bereichen Künstliche Intelligenz, Machine Learning, Computer Linguistik und Robotik. Dieser Prozess sei unumkehrbar, erläutert Federico Pistono im Gespräch mit dem Handelsblatt.

„Der Prozess lässt sich nicht aufhalten – es ist fast genauso unaufhaltsam wie die Evolution selbst. Das resultiert aus den Regeln des Marktes in Verbindung mit dem exponentiellen Wachstum der Technologie. Selbst desaströse Szenarios hätten wahrscheinlich auf diese Entwicklung keinen nennenswerten Einfluss.“

Automatisierung: Fluch oder Segen für die Menschheit?

Nun gehen die Meinungen weit auseinander, ob diese Entwicklung für den Menschen ein Fluch oder ein Segen ist. Die Pessimisten werfen ein, dass Arbeit für den Menschen nicht nur Einkommensquelle, sondern auch Teil seiner Identifikation sei. Ein Heer aus Abgehängten drohe zu entstehen, die nicht in den Genuss der Reichtümer der digitalen Revolution kommen. Das wiederum hätte weitreichende Folgen für die Politik, radikale und populistische Parteien würden davon am stärksten profitieren. Die Optimisten halten dagegen, dass Maschinen uns von unliebsamer Arbeit befreien. Sie schaffen Waren und Dienstleistungen zu einem Bruchteil der Kosten, was Luxus für alle erschwinglich mache und es den Menschen erlaube, sich ihren wahren Interessen zu widmen.

Doch wer soll all diese Produkte in Zukunft kaufen, wenn ein Großteil der Menschen keiner geregelten oder gar keiner Arbeit mehr nachgeht? „Eine Firma wünscht sich Kunden. Wenn die Kaufkraft sinkt und die Mittelklasse verschwindet, werden aber nicht viele übrig bleiben. Wirtschaftsunternehmen beginnen zu erkennen, dass ein Zusammenbruch der Mittelklasse und der gesamten Gesellschaft für niemanden wünschenswert ist, sie selbst eingeschlossen“, so Federico Pistono. Er selbst zählt zu den Optimisten und sieht in den gewaltigen Umwälzungen des Digitalzeitalters keinen Grund zur Besorgnis, solange es die Gesellschaft schaffe, in Zukunft Einkommen und Arbeit voneinander zu trennen.

„Die Menschen haben das Recht dazu, Angst zu haben und das sollten sie auch. Sie werden ihren Job verlieren und wahrscheinlich auch nie wieder einen finden. Und wenn es weniger Arbeiter gibt, sinken die Steuereinnahmen dramatisch. Deshalb brauchen wir einen New Deal.“

Grundeinkommen: Der „New Deal des 21. Jahrhunderts“

Doch wie könnte so ein „New Deal des 21. Jahrhunderts“ aussehen? Hier wird immer wieder die Idee eines „Bedingungslosen Grundeinkommens“ (BGE) ins Feld geführt. Demnach stünde jedem Bürger ein monatlicher Festbetrag zu, unabhängig von seiner sozialen Situation. Die enormen Gewinne, die von Konzernen mithilfe von Algorithmen, Robotern und Künstlicher Intelligenz erwirtschaftet werden, sollen so auf die Bevölkerung verteilt werden. In der Bundestagswahl 2017 standen immerhin 12 Parteien zur Wahl, die sich für ein BGE einsetzen. Und auch in der Wirtschaft hat das Konzept zahlreiche prominente Fürsprecher, darunter Götz Werner, Gründer der Drogeriemarktkette dm, Telekom-Chef Timotheus Höttges und Tesla-Chef Elon Musk, dessen Firma selbst federführend bei der Entwicklung autonomer Fahrzeuge ist. Gegenüber dem US-Sender CNBC sagte Musk:

„Die Chance ist recht hoch, dass wir irgendwann, wegen der Automatisierung, ein allgemeines Grundeinkommen oder so etwas ähnliches haben werden“

Erste Feldversuche finden bereits statt. Der kanadische Bundesstaat Ontario testet das Grundeinkommen in einigen Bezirken. In Deutschland verlost der Verein „Mein Grundeinkommen“ monatlich 12.000 Euro pro Jahr, die zuvor per Crowdfunding gesammelt wurden. Und auch Finnland experimientiert mit dem Grundeinkommen. Seit Januar 2017 werden in der Stadt Espoo statt Arbeitslosengeld monatlich 560 Euro Grundeinkommen an 2.000 Menschen ausgezahlt. Der Test soll zwei Jahre lang laufen. Es ist dabei kein Zufall, dass das Projekt ausgerechnet in Espoo stattfindet. Hier befindet sich der Hauptsitz von Nokia, das mit dem Durchbruch des Smartphones einen beispiellosen Absturz erlebte.

Auch Albert Wenger gehört zu den Befürwortern eines Grundeinkommens. Er ist Partner der New Yorker Risikokapitalfirma Union Square und investiert in aufstrebende Technologieunternehmen. „Viele der Dinge in die wir investieren sind Innovationen. Und ein Großteil der Innovationen liegen aktuell im Bereich der Automatisierung. Je mehr wir in Automatisierung investieren, desto mehr müssen wir darüber nachdenken, was mit der Arbeit passiert.“ Das sieht auch Sam Altman, Chef der Unternehmensschmiede Y-Combinator, so: „Ich bin ziemlich sicher, dass wenn Technologie weiterhin traditionelle Jobs ersetzt und grosse Mengen neuen Reichtums erschafft, wir in Zukunft in den USA auf nationaler Ebene eine Art Grundeinkommen erleben werden. Es ist von grosser Wichtigkeit, das wir diese Konzepte bereits jetzt ausarbeiten und erproben, da es um langfristigen Fragen geht, die alle betreffen werden.“


Wie sieht die Zukunft der Arbeit ihrer Meinung nach aus? Brauchen wir gesellschaftliche Konzepte für den Wegfall von Millionen Jobs?


 

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