Mobil unterwegs zu sein gehört für uns einfach dazu. Früher kamen wir zu Pferd, Kutsche, Dampflok oder Zeppelin voran. Die moderne Welt brachte uns Automobile, Züge und Flugzeuge.
Heutzutage gibt es unzählige Transportmöglichkeiten für den Straßen, Fern- und Luftverkehr. Die urbane Mobilität verändert sich weiter. So gibt es zum Beispiel immer mehr elektrische Möglichkeiten für Autos, Fahrräder oder neue E-Scooter. Sie alle sind auf unseren Straßen angekommen und finden ihre Nutzer.
Der nächste Schritt wurde von innovativen Unternehmen vorgegeben: die autonome Mobilität. Denn von der Autonomie träumen die Menschen schon lange. Voran zu kommen, ohne selbst zu fahren und den Transportmaschinen das Wichtigste zu überlassen, gehören in jeden guten Film über unsere ferne Zukunft.
Aktive Testphasen laufen bereits, sodass eine autonome Zukunft gar nicht so fern erscheint. Wie sieht es in Deutschland aus? Oder kommen die Innovationen wieder nur aus den USA oder China?
Es wird an vielen Orten fleißig an selbstfahrenden Autos getüftelt. Mehr Sicherheit und Komfort im Straßenverkehr wünschen sich Hersteller und Verbraucher. Die angespannte Verkehrssituation auf den dichten Straßen in den Städten ließe sich so entspannen. Denn in der Theorie sind selbstfahrende Autos sicherer und kommen dadurch mit weniger Sicherheitsabstand aus, wodurch sich die Zahl der Automobile auf der Straße erhöhen ließe.
Laut Elon Musk, Gründer und CEO von Tesla, werden selbstfahrende Autos schon Ende 2019 mindestens 100 Prozent sicherer sein als menschliche Fahrer. Die jungen, dynamischen US-Unternehmen Uber und Tesla arbeiten an den selbstfahrenden Transportmöglichkeiten. Die Google-Tochter Waymo ist führend bei dieser Technologie und treibt den Konkurrenzkampf voran. Das Unternehmen plant bereits den ersten weltweiten „kommerziellen Robotertaxi-Dienst“, wie das manager magazin schreibt. Handelsriese Amazon und andere US-Investoren vertrauen auf das 2017 gegründete US-Startup Aurora. 530 Millionen US-Dollar wurden bereits in das Startup mit der Vision von selbstfahrenden Autos investiert, berichtet t3n.
Aber wo sind die deutschen Firmen, die weltweit beim Autobau zu den größten gehören? Einem Bericht von NGIN Mobility zufolge dominieren Startups die Entwicklung des autonomen Fahrens. Und diese kommen nicht aus dem autoverrückten Deutschland, sondern aus den USA. Davon profitieren amerikanische große Autobauer wie General Motors, welcher das kalifornische Tech-Startup Cruise Automation kaufte. „GM gilt in Sachen autonomes Fahren als einer der führenden Hersteller“, so NGIN Mobility.
„Der Mangel an Startups aus Deutschland ist sehr bedauerlich – insbesondere, weil die Autoindustrie hierzulande eine so große Rolle spielt. Dabei wäre sowohl das Know-How als auch das Geld verfügbar gewesen, um den Unternehmen aus den USA und China Konkurrenz zu machen.“
Immerhin ein deutsches Beispiel ist Volkswagen. Der Autokonzern aus Wolfsburg testet mit Elektro-Golfs autonomes Fahren auf den Straßen Hamburgs, wie Spiegel Online berichtet. Auf einer Teststrecke von rund drei Kilometern fahren die Wagen bis Mitte 2019 ihre Runden, sicherheitshalber immer mit einem Testfahrer am Lenkrad. Später könne die Strecke auch für die Tests von autonomen Bussen genutzt werden.
Eine Frage spielt dabei immer wieder eine zentrale Rolle: Wie können sich autonome Fahrzeuge unfallfrei im Stadtverkehr fortbewegen? Für mehr Sicherheit bei den selbstfahrenden Autos möchte das Münchener Startup Artisense sorgen. Durch eine KI-Software wird in einem Pilotprojekt eine 3D-Karte der Straßen Berlins erstellt, sodass „Fahrzeuge und Roboter sehen lernen und damit autonom in vernetzten Städten navigieren“ können. Das Startup erhielt letztes Jahr 4,1 Millionen Euro Wagniskapital von mehreren namhaften VCs, darunter Vito Ventures oder Project A.
Rechtliche Fragen, wie die Haftung im Falle eines Unfalls, müssen auch in der Politik noch abschließend geklärt werden, bevor das autonome Fahren Alltag werden kann. Denn wenn der Fahrer keinen direkten Einfluss mehr auf das Fahrzeug nimmt, wer haftet dann? Der Fahrer oder der Autohersteller? Der Deutsche Verkehrsgerichtstag befasste sich kürzlich mit dem Thema und kam zunächst zu dem Schluss: „Der Fahrzeugführende kann nur insoweit strafrechtliche Verantwortung tragen, wie er das automatisierte System beherrschen und tatsächlich kontrollieren kann“, sagte Julia Fohmann vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) gegenüber t3n. „Fahrzeugführer dürften nur strafrechtlich belangt werden, wenn sie das Fahrzeug eigenhändig gelenkt haben und der Aufforderung des Systems zur Kontrollübernahme nicht rechtzeitig gefolgt sind“, bestätigte auch ein Sprecher des ADAC. Die Hersteller sollen grundsätzlich mehr Verantwortung übernehmen. Das letzte Wort ist dabei noch nicht gesprochen und wird Justiz wie Politik noch die nächsten Jahre beschäftigen.
Sogar im öffentlichen Nahverkehr werden neue Konzepte für autonomes Fahren vorangetrieben. Wie beispielsweise bei der Deutschen Bahn, die derzeit einen autonomen Bus entwickelt. Im niederbayerischen Bad Birnbach läuft seit Oktober 2017 ein Test mit „fahrerlosen“ Elektrobussen. Schon 15.000 Menschen nutzten das kostenlose Angebot. Sechs Passagiere finden Platz in dem Bus, der 25 Stundenkilometer schafft. Ein Fahrbegleiter muss weiterhin dabei sein, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten.
Autonome Züge liegen auch nicht so weit in der Zukunft. In Frankreich soll es 2023 mit vollautomatisierten Zügen der Staatsbahn soweit sein. Der Grund ist simpel: „Es geht darum, die Kapazitäten auf der Schiene zu erhöhen, nicht ein paar Fahrer einzusparen. Durch die Automatisierung soll die Zuggeschwindigkeit erhöht werden“, sagte der Chef der französischen Bahn in einem Bericht von Welt Online. Wahrscheinlich wären diese Züge sogar pünktlicher als bemannten Züge.
In Deutschland plant die Deutsche Bahn bisher keine Automatisierung ihrer Züge. Doch nicht ganz Deutschland wehrt sich gegen die Automatisierung. Längst sind in Nürnberg fahrerlose Stadtbahnen in Betrieb. Bereits 2001 startete die vollautomatisierte U-Bahn, damit war die bayerische Stadt Vorreiter dieser Technologie in Deutschland.
Andere Konzerne suchen die Lösung nicht zu Land. Sie gehen von der Straße in die Luft und probieren sich an autonomen Flugdrohnen. Hinter dieser Entwicklung steht der Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit und Effizienz. Die Vision, den bereits übervollen Stadtverkehr zu entlasten, kommt hinzu.
Eine aktuelle Studie von Roland Berger sieht die urbane Mobilität in der Luft als einen der am schnellsten wachsenden Märkte an und prophezeit, dass die Personendrohnen bald Alltagsrealität werden. Städte wie Dubai, Los Angeles, Singapur und Dallas gehen mit Testprojekte voran. Und in Australien erhielt nun Google die weltweit erste Lizenz zur Warenlieferung per Drohne.
Auch in Deutschland gewinnt das Thema der autonomen Flugdrohnen an Fahrt. Das deutsche Startup Volocopter arbeitet bereits an einem Prototyp. Der ADAC plant erste Tests mit den Flugdrohnen des baden-württembergischen Unternehmens. Die Drohnen könnten in Zukunft Hubschrauber der ADAC Luftrettung ersetzen. Der chinesische Hersteller von autonomen Luftfahrzeugen, Ehang, scheint da schon weiter zu sein. Deren Modell Ehang 184 fliegt elektrisch und soll eine Distanz von ca. 16 km zurücklegen können. 23 Minuten Flugzeit kann der Akku leisten. Man habe schon über hundert Flüge absolviert und sei „so gut wie serienreif“, zitiert Spiegel Online den Ehang-Mitgründer Derrick Xiong.
Roland Berger erwartet bis 2020 solche Drohnen im Verkehr. Bis 2025 rechnet die Unternehmensberatung mit bis zu 3.000 Passagiere für solche kommerziellen Flugdrohnen. 2050 sollen es bereits 100.000 Passagiere sein, die unterschiedliche Drohnenformen wie Flugtaxis, Flughafenshuttles oder andere Dienstleistungen in Anspruch nehmen. Die Studie wirft aber auch wichtige Fragen in puncto Infrastruktur auf, bevor ein serienreifer Ausbau stattfinden kann. Wo sollen zukünftig Landebahnen oder Aufladestationen stehen, wo Wartungsarbeiten stattfinden? Diese Fragen drängen auf Antworten. Doch eines scheint sicher: Autonome Transportmöglichkeiten haben das Potenzial, einen gesellschaftlichen Wandel auszulösen.
Wann sehen Sie die ersten Flugtaxis zu uns kommen? Diskutieren Sie mit uns.
Bild: © Volocopter
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