Virtual Reality soll neue Dimensionen und Welten öffnen – für uns alle. Dabei ist jetzt schon klar: Virtual Reality kann uns mehr bieten als nur einen spielerischen Ansatz.
Denn die Technologie kann auch Lösungen für viele aktuelle gesellschaftliche Probleme wie Barrierefreiheit, Inklusion oder neuartige Therapiemöglichkeiten bereitstellen.
Dazu haben wir ein Interview mit einem Startup geführt, welches einen spannenden Lösungsansatz mit Virtual Reality (VR) möglich macht: Rehago.
Jana Biesterfeldt: Was genau macht Rehago?
Anika Ochsenfahrt: Wir helfen halbseitig gelähmten Menschen bei einem schnelleren Wiedereinstieg in ein eigenständiges Leben. Dies gelingt mit Hilfe von moderner VR-Technologie, digitaler Spiegeltherapie und gamifizierten Übungen.
Besonders ist die Mobilität und Einfachheit der Anwendung, mit der die Betroffenen auch zu Hause trainieren können, zusätzlich zur regulären Therapie.
Jana Biesterfeldt: Was ist eure Vision?
Anika Ochsenfahrt: Rehago soll als führender Dienstleister agieren, der weltweit Millionen von Schlaganfall-Patienten mit halbseitiger Lähmung das Wiedererlangen eines selbstbestimmten Lebens ermöglicht und den Weg dorthin massiv beschleunigt. Damit wollen wir uns eng an den SDG (Sustainable Development Goals) der UN orientieren, vor allem an Punkt 3, 'Good Health and Well-Being'.
Jana Biesterfeldt: Wie seid ihr auf diese Idee gekommen?
Anika Ochsenfahrt: Die Idee startete als Studentenprojekt an der Uni Tübingen, wo zusammen mit Ärzten an bekannten Problemen im medizinischen Sektor gearbeitet wurde. Anfangs hatte das Projekt noch ein integriertes EEG (Elektroenzephalografie), womit es im Krankenhaus stationär geblieben wäre. Jedoch haben wir schnell bei Tests festgestellt, dass den Betroffenen schneller geholfen werden kann, wenn sie nach ihrem eigenen Ermessen und mobil trainieren können, was nach zwei Accelerator Programmen dann den Startschuss zum eigenen Startup brachte.
Jana Biesterfeldt: Wurde eure Therapie und Virtual Reality App in der Praxis getestet? Was war das Ergebnis?
Anika Ochsenfahrt: Wir testen seit über einem Jahr kontinuierlich in unseren Partnerkliniken, wie der Quellenhof Klinik in Bad Wildbad und der Klinik in Bamberg. Auch im Altersheim (Pauline-Krone-Heim) in Tübingen wird häufig getestet. Ergebnisse sind grundsätzlich positiv, die Übungen werden an die Bedürfnisse der Therapeuten und Tester angepasst und stetig weiterentwickelt.
Jana Biesterfeldt: Langläufig gilt Virtual Reality nur als eine Spielerei und als gehypter Trend. Aber was kann Virtual Reality, besonders für Therapien und den medizinischen Bereich allgemein, leisten?
Anika Ochsenfahrt: VR-Therapiesysteme können der ideale Therapiebegleiter sein. Sie können einen bei der Hand nehmen, führen und in eine andere Welt begleiten.
Der große Vorteil von virtueller Realität ist das authentische Eintauchen in die dargestellte Welt. Da das Auge bei Menschen ein sehr dominantes Sinnesorgan darstellt, ist die Virtuelle Realität für Betroffene sehr glaubhaft. Man könnte sagen glaubhafter als wenn sie vor einem Spiegel sitzen und ihren gesunden Arm bewegen, wie es in der momentanen Therapie geschieht (siehe Spiegeltherapie).
Eintauchen in eine andere Welt ist für chronisch Erkrankte begrüßenswert und umso realistischer dies ist, desto besser. Augmented Reality zum Beispiel würde diesen Effekt komplett missen, weshalb VR für die Therapie definitiv einen Vorteil aufweist.
Jana Biesterfeldt: Gibt es noch ungenutztes Potential für Virtual Reality? Was wäre, eurer Meinung nach, noch möglich?
Anika Ochsenfahrt: Großes Potential steckt in der Weiterentwicklung der Sensorik, mit der es möglich wäre, VR ohne Controller zu verwenden und realistischer den Körper des Anwenders darzustellen. Damit sind die Möglichkeiten massiv erweitert und nützlich für jegliche Arten von Simulation, Kommunikation und ähnliches.
Sobald die Technik also in diese Richtung perfektioniert wurde, ist das Potential sehr hoch, nicht nur in der Therapie.
Jana Biesterfeldt: Was plant ihr für die Zukunft?
Anika Ochsenfahrt: In Zukunft würden wir gerne Rehago zu einer weitlaufenden Reha-Plattform ausweiten, auf der Software für viele verschiedene medizinische Geräte zur Verfügung steht (was ein momentanes Problem lösen würde, den Mangel an angemessener Software für viele Geräte) und für die nicht nur wir entwickeln.
Außerdem planen wir den Verkauf in weiteren Teilen der Welt, um noch mehr Menschen helfen zu können.
Jana Biesterfeldt: Liebe Anika, vielen Dank für das Interview!
Zur Person:
Anika Ochsenfahrt ist COO bei Rehago.
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