Am 26. März trafen sich Vertreter von Wissenschaft, Wirtschaft und Verbänden zum vierten Corporate Social Responsibility Barcamp (CSRcamp) in Berlin. Zum ersten Mal fand die Veranstaltung in der Beuth Hochschule für Technik unter der Schirmherrschaft von Dr. Matthias Schmidt statt, der sich als Professor für Unternehmensführung an der Beuth Hochschule schon seit vielen Jahren mit Unternehmensethik beschäftigt.
Die rund 90 Teilnehmer kamen aus den unterschiedlichsten Bereichen: Unternehmensstrategie, Human Resources, CSR-Management, Change Management, Projektmanagement, Compliance, Finanzen und Marketing. Dazu kamen Hochschulmitarbeiter, Umweltbeauftragte, Social Entrepreneure und Ehrenamtliche. Neben kleineren Startups und NGOs waren auch Vertreter großer Unternehmen wie ALDI oder IBM anwesend.
Ich war für Companisto vor Ort. Zum einen, um etwas über Corporate Social Responsibility zu lernen. Zum anderen habe ich dort von unseren Erfahrungen bei der Finanzierung von Social Entrepreneurship über die Crowd berichtet. Es war nicht nur mein erstes CSRcamp, sondern auch mein allererstes Barcamp. Und es war eine überaus spannende Erfahrung.
Doch was ist eigentlich ein Barcamp? Dabei handelt es sich um ein Veranstaltungsformat, das mit allen Konventionen klassischer Konferenzen bricht. Es gibt keine vorher festgelegten Sprecher und keinen festen Ablauf. Bei einigen Barcamps existiert nicht einmal ein festes Thema. Bei anderen wiederum – wie auch beim CSRcamp – handelt es sich um sogenannte Themencamps. Diese beschäftigen sich mit einem thematisch eingeschränkten Bereich. Doch außer dem Thema gibt es auch hier keine festen Vorgaben.
Stattdessen lebt ein Barcamp von der Zusammensetzung seiner Teilnehmer und von den Themen, die sie mitbringen. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde, in der sich jeder Teilnehmer mit drei Schlagworten beschreibt, stellen alle die wollen ein Thema vor der Gruppe vor. Findet es genügend Interessenten, wird es als Session auf die Agenda gesetzt und einem Raum zugewiesen. Anschließend entscheidet jeder Teilnehmer selbst, zu welcher Session er geht. Nur eine Regel gilt es zu beachten: Man sollte sich aktiv einbringen. Passives „konsumieren“ von trockenen Vortragsinhalten ist auf einem Barcamp eher fehl am Platz.
„Das Barcamp lebt von der Diversität der Themen und Teilnehmer. Je diverser die Gruppe umso spannender die Diskussion.“, beschreibt es Frank Feldmann von der ausrichtenden Agentur Feldmann & Hellmann.
Eine der bestbesuchten Sessions wurde von einem Vertreter der Charta Digitale Vernetzung gehalten. Sie drehte sich um das Thema Unternehmensverantwortung im digitalen Zeitalter. Wie sieht Unternehmensverantwortung in der digitalen Gesellschaft aus? Verändert die Digitalisierung die Art und Weise wie Unternehmensethik funktioniert? Und braucht es für diese Form der Corporate Social Responsibility ein neues Wort? Vor dem Hintergrund zahlreicher Datenskandale – in jüngster Zeit bspw. bei Facebook, Grindr und Under Armour – wurde das Thema heiß debattiert.
Dabei wurde die Frage aufgeworfen, in wie weit Unternehmen ihrer Verantwortung auch im digitalen Zeitalter nachkommen können. Denn zu oft haben gerade Technologieunternehmen, deren Geschäftsmodell auf der Bereitstellung einer Plattform besteht (Facebook, YouTube, AirBnB, etc.) darauf berufen, nur Vermittler zwischen Kunden und Interessenten zu sein. Das erscheint spätestens seit der versuchten Wahlmanipulation in den USA sowie der Verbreitung von Fehlinformationen und Propaganda über soziale Netzwerke nicht länger zeitgemäß.
In anderen Sessions ging es um die Frage, wie man mit digitalen Geschäftsmodellen gesellschaftliche Probleme lösen kann. Social Entrepreneurship lautet hier das Schlagwort, also gesellschaftlich-verantwortliche Unternehmer. Mit Sirplus war ein Social Startup vor Ort, das sich dem Kampf gegen Lebensmittelverschwendung widmet. Jeder Deutsche wirft im Schnitt 81 Kilogramm Lebensmittel pro Jahr in die Tonne, obwohl diese noch essbar sind.
Genau dort will Sirplus ansetzen: Lebensmittel, bei denen das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist, werden „gerettet“ und in einem Laden in Berlins sowie online zu einem geringen Preis angeboten. Das Startup will wirtschaftlich arbeiten, doch im Vordergrund steht die gesellschaftliche Aufgabe. Man wolle vor allem ein Bewusstsein für das Problem schaffen und an der Lösung mitwirken, so eine Sirplus-Sprecherin. Im Idealfall mache sich das Startup so irgendwann selbst überflüssig.
Auch ich habe eine Session angeboten. In dieser ging es um Social Entrepreneurship und wie das Thema über die Crowd unterstützt werden kann. Mit dem Social Impact Loan haben wir bei Companisto ein eigenes Produkt dafür entwickelt und wollen das in Zukunft weiter ausbauen. Das Interesse an Crowdfunding und Crowdinvesting war groß und führte zur Frage nach besonderen Herausforderungen, mit denen gesellschaftliche Unternehmer im Vergleich zu anderen Startups zu kämpfen haben. Besonders die Unternehmensfinanzierung ist eine dieser Herausforderungen, wie ich dort gehört habe.
Das CSRcamp#18 ist ein gelungenes und spannendes Format. In diesem Jahr haben noch mehr Unternehmen den Dialog zu Wissenschaft und NGOs gesucht. Die Unternehmensvertreter erkennen die Herausforderungen, die mit der digitalen Gesellschaft auf sie zu kommen. Dass die Digitalisierung nicht nur ein wirtschaftlicher Vorteil ist, sondern auch unternehmerische Pflichten mit sich bringt, verdeutlichte Professor Dr. Matthias Schmidt.
„Die Frage ist: wie kann ich unter den Bedingungen der Digitalisierung unternehmerisch erfolgreich sein und verantwortlich handeln? Und wie kann ich die Digitalisierung mitgestalten. Wenn man den Zug verpasst sich mit Fragen der Digitalisierung zu befassen, nicht nur technisch sondern auch mit den gesellschaftsrelevanten Fragen, dann wird man irgendwann abgehängt“, so Dr. Schmidt. Die Frage sollte daher nicht sein, ob die Unternehmen die Digitalisierung integrieren, sondern wie und mit welcher Verantwortung.
Foto: CSRcamp / Fotograf Axel Kammann
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