Was machen Fußballprofis eigentlich mit Mitte 30? Die meisten werden bis dahin aussortiert und müssen sich eine Alternative zum aktiven Profisport suchen.
Ein paar innovationsfreundliche Spieler springen jetzt auf den Trend auf und investieren in Startups - erstaunlicherweise aus völlig unterschiedlichen Gründen.
Man kennt ihn als vorausschauenden, sympathischen und verlässlichen Spieler, da scheint es fast logisch, dass Lahm sich jetzt bereits Gedanken über das Ende seiner Karriere macht. Zum Ende der Saison hört der Kapitän von Bayern München mit dem Profisport auf. Die Position des Sportdirektors des FC Bayern München lehnte er gerade erst ab. Er sehe sich als Unternehmer und freue sich auf "neue Aufgaben, neue Herausforderungen, wenn der Wettkampf und die Ziele auf sportlicher Ebene plötzlich nicht mehr da sind.", so Lahm gegenüber Sport1. Mittlerweile steckte der Profifußballer Teile seines Vermögens in drei Startups: Sixtus, Fanmiles und Danova. Das Startup Fitrate dagegen hat es sich mit seinem Aprilscherz über ein Investment des Bayer-Profis gerade erst verscherzt.
Bei Lahms Investments fällt auf, dass sie immer einen Bezug zum Sport haben: Sixtus ist ein Sportartikel-Hersteller, Fanmiles eine Art Payback-System für Fußballfans und Danova ist ein Unternehmen, welches Gesundheitsvorsorge für Unternehmen anbietet und unter anderem Adidas oder Rewe zu seinen Kunden zählt. In den Interviews mit Sport1, dem Business Insider oder dem Handelsblatt wird deutlich, dass Lahm dabei nicht einfach nur sein Geld in irgendeine Firma steckt, sondern sich intensiv mit dem Gründerteam, der Idee und dem wirtschaftlichen Alltag der Startups auseinander setzt.
"Ich beschäftige mich wöchentlich mit den aktuellen Themen wie jetzt auch Fanmiles. Unterhalte mich mit den Geschäftsführern, treffe unsere Vertriebspartner und setze mich mit Themen wie Vermarktung auseinander. So erarbeite ich mir nach und nach ein Verständnis für die wirtschaftlichen Zusammenhänge. Das macht mir schon jetzt großen Spaß". Philipp Lahm
Der 27-jährige Stürmer von Bayern München und Spieler der polnischen Nationalelf ist Partner des Investors Protos Venture Capital. Über diese Firma investierte Lewandowski unter anderem in Scondoo, einen Cashback-Anbieter, docplanner, einen Bewertungsdienst für Ärzte, Allani, das polnische Zalando, und positionly, einen Anbieter von Marketing-Software.
Durch den Verkauf von Allani erlebte Lewandowski bereits den ersten, beträchlichen Gewinn. Zum Investieren in Startups kam Lewandowski übrigens durch einen ehemaligen polnischen Nationalspieler: Cezary Kucharski. Der ist jetzt Berater und Fan von langfristigen Anlagen in Tech-Startups.
"Es geht nicht nur darum, eine Firma zu gründen.", Gerald Asamoah
Gerald Asamoah war der erste gebürtige Afrikaner im DFB-Aufgebot und von 2001 bis 2006 deutscher Nationalspieler. Er hat nicht nur in das Startup waschpakete.de aus Stuttgart investiert, sondern ist auch selbst Entrepreneur. Er rief mit drei Mitgründern eine App ins Leben, die Prominente den Kontakt mit ihren Fans erleichtert: Bside-Me. Der Promi kann beispielsweise Fotos für seine Fans hochladen, Glückwunschkarten verschicken oder Fan-Fragen beantworten.
„Es geht nicht nur darum, eine Firma mitzugründen“, sagte Asamoah gegenüber Gründerszene. „Ich versuche ja auch wirklich, mich zu engagieren und mit meinen Möglichkeiten zu helfen.“ Es mache außerdem Spaß, einer der ersten zu sein, die von Anfang an dabei sind.
Auch der Ex-Nationalspieler Jens Lehmann investiert in Startups. Er ist mittlerweile in fünf Unternehmen involviert, eines davon heißt Combionic und entwickelt Compliance-Software zum Dokumentenmanagement. Die anderen verrät Lehmann dagegen nicht, da sie sich erst entwickeln sollen, so Lehmann.
Der Grund, warum Lehmann sein Geld in Startups anlegt, ist besonders: Er wurde schlecht beraten. "Mir geht es da wie vielen Fußballern, aber auch wie Ärzten und Mitgliedern anderer Berufsgruppen, die gut verdienen und Opfer schlechter Anlageberatung werden.", sagt Lehmann gegenüber der Wirtschaftswoche. Außerdem sei er auf der Suche nach Anlagemöglichkeiten, die auch mal sieben Prozent Rendite bringen können.
"Ich weiß jetzt worauf ich achten muss. Entscheidend sind die Leute, die dahinter stehen, ob es starke Persönlichkeiten sind. Das ist wie im Fußball. Wenn zwei Spieler den gleichen Pass schlagen können und die gleichen technischen Fähigkeiten haben, wird sich immer der durchsetzen, der den stärkeren Willen und Charakter hat.", Jens Lehmann
Stefan Reinartz, ehemaliger Spieler bei Bayer Leverkusen und der Eintracht Frankfurt, investiert vor allem Zeit. Gemeinsam mit zwei Schulfreunden hat er das Startup Impect gegründet, das Datenanalyse für Profivereine anbietet. Reinartz stellte fest, dass die Statistiken eines Spiels, zum Beispiel der Ballbesitz oder das Eckenverhältnis, nicht wirklich etwas aussagen. Neue "KPIs" (Key Performance Indicators, zur Bewertung herangezogenen Messwerte) mussten her. So verändert der ehemalige Profi mit Impect maßgeblich die Analyse des Profifußballs. Kunden sind bereits Bayer Leverkusen, die deutsche Nationalmannschaft und Borussia Dortmund.
Auch außerhalb deutscher Landesgrenzen investieren Fußballprofis in Startups, darunter David Beckham (zuletzt für Paris Saint-Germain, vorher unter anderem bei Real Madrid und Manchester United), Christiano Ronaldo (Real Madrid), Andres Iniesta (FC Barcelona) und Mathieu Flamini (Arsenal London).
Kleines Voting vielleicht? Welches ist denn der sinnvollste Grund dafür, Startups finanziell zu unterstützen?
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